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Lettland: Blumen, Fußball und Eishockey

Auf der Internetseite des lettischen Parlaments werden die Minuten bis zur Erweiterung gezählt. Die meisten LettInnen jedoch halten den Zeitpunkt des EU-Beitritts ihres Landes für weitaus weniger spannend. Was im Moment zählt, sind die Eishockeycracks, die in Prag um die Weltmeisterschaft kämpfen. Außerdem tickt in dem sportbegeisterten Volk schon die innere Uhr bis zum ersten Spiel ihrer Nationalelf bei der Fußball-EM in Portugal.

Während sich das 2,3-Millionen-Land mit seinen lautstarken Fans in gleich zwei Sportarten mit den Besten messen kann, sind ansonsten die Erwartungen an die EU-Zukunft eher gedämpft. Zwar ist eine überwältigende Mehrheit positiv gegenüber der Europäischen Union eingestellt, was auch in den 67 Prozent Jastimmen beim Beitrittsreferendum sichtbar wurde.

Doch als das ärmste der neuen Mitgliedsländer mit gerade einmal 35 Prozent des EU-Durchschnitts beim Bruttoinlandsprodukt hütet man sich vor Euphorie. Sieht man in der Hauptstadt Riga vor allem die Chancen des EU-Beitritts, so hat man in den ländlichen Gegenden, in denen eine Arbeitslosigkeit von 30 Prozent keine Seltenheit ist, eher Angst vor steigenden Preisen und weiter sinkendem Lebensstandard.

Viel Hilfe aus den Brüsseler Finanztöpfen wird man in den nächsten Jahren also nötig haben. Und durch Einordnung in die höchste Förderstufe bekommen. Doch auch bei der Einhaltung der Rechte der russischen Minderheit wird ein wachsames Auge aus Brüssel hilfreich sein. Und irgendwann wird Lettland dann wohl doch aufblühen – dieses Land, das wie wohl kein anderes europäisches vernarrt ist in Blumen. Und welcher Sportfan kann bitte schön ohne eine felsenfest optimistische Grundeinstellung überleben? WLF

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