unterm strich:
Nabokov mal wieder, aber diesmal kein neu aufgetauchter möglicher Vorläufer. Stattdessen geht es um den Nachlass. Die literarischen Reliquien des 1977 verstorbenen Schriftstellers haben sich am Mittwoch zu seinem Fortleben über die ganze Welt verteilt. Die New York Times meldete gestern, dass Nabokovs Sohn und Lieblingsübersetzer Dmitri Nabokov, der selbst keine Nachfahren hat, das private Vermächtnis seines Vaters in Genf versteigern ließ – zwar mit Wehmut, aber zuversichtlich, die Welt damit zu bereichern. Unter den Werken dieser ganz privaten Bibliothek finden sich Novellen, Kurzgeschichten, Gedichte und kritische Übersetzungen, aber auch handgeschriebene Korrekturen, die er an Publikationen vornahm, so z. B. einer Ausgabe von „Ada, or Ardor“: „Letzte Zeile auf S. 257 sollte heißen er war schwanger (nicht sie!).“ Besonders reizvoll und von Wert allerdings sind Nabokovs liebevoll in Tinte und Farbe gezeichneten Schmetterlinge, die seine Werke mit einer jeweils persönlichen Widmung schmücken. Der amerikanische Autor, der in Russland geboren wurde, in England Französisch studierte und 1955 durch seinen Roman „Lolita“ berühmt wurde, war darüber hinaus ja ein erstklassiger Schmetterlingskenner und betreute in den 40er-Jahren eine Sammlung des Museums für Komparative Zoologie in Harvard. Den Erlös von insgesamt 750.000 Dollar wird Dmitri Nabokov wahrscheinlich in den Schriftstellerpreis „PEN Nabokov literary award“ einfließen lassen sowie in das Nabokov-Museum in St. Petersburg.
Ein drohender Kulturkampf ist beigelegt worden (s. taz von gestern): Die 16 Geiger des Bonner Beethoven-Orchesters hatten vor Gericht geklagt, weil sie bei gleicher Bezahlung im Schnitt 7,5 Proben oder Auftritte pro Woche absolvieren müssten, die Bläser aber nur 4,25. Die Stadt Bonn als Arbeitgeber müsse für eine Gleichbehandlung sorgen. Doch kurz vor dem Gerichtstermin am Donnerstag zogen die Musiker die Klage zurück: Sie streben nun eine außergerichtliche Einigung mit der Stadt an. Womöglich werden dann in Bonn bald nur noch Werke von Komponisten gespielt, die exakt gleich lange Einsätze von Bläsern und Streichern vorschreiben.
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