wochenübersicht: bühne: Ester Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Während kantinengebleichte Theaterleute in den Tiefen ihrer Kleiderschränke langsam nach den Badehosen fahnden, treibt die Spielzeit einem letzten Höhepunkt entgegen: Im Hebbel-Theater wird vom 26. bis 29. Juni die legendäre New Yorker Wooster Group gastieren und die Deutschlandpremiere ihrer preisgekrönten Phädra-Fassung „To You, The Birdie!“ nach Racine präsentieren. Bei besagtem Birdie handelt es sich um den fürs Badminton-Spiel unverzichtbaren Federball, was mit „Phädra“ insofern zusammenhängt, als Badminton zu Racines Zeiten die angesagte Sportart war. Wooster-Regisseurin Elisabeth LeCompte inszeniert ihre Phädra als Soap Opera, verbindet Elemente des höfischen Lebens im Frankreich des 17. Jahrhunderts mit Versatzstücken griechischer Mythologie und Badminton mit dem Tanzvokabular von Martha Graham und Merce Cunningham. Mit von der Partie: prominentestes Wooster-Mitglied und Hollywoodstar Willem Dafoe.
Im Übrigen wehen schon laue Sommerlüfte durch die Berliner Theaterlandschaft, Stücke verlieren ihre bürgerliche Bildungsschwere und lassen Theater wieder Theater sein. Im Monbijoupark spielt das Hexenkessel Hoftheater, vor zehn Jahren im Hinterhof eines besetzten Hauses gegründet, Shakespeares Richard III. in recht eigener Version. Entspannung vom Gemetzel findet der Theaterbesucher in der theatereigenen Strandbar direkt an der Spree. Im Ehrenhof des Pergamonmuseums am anderen Ufer zeigt die Berliner Shakespeare Company ihre turbulente Fassung der Komödie „Wie es Euch gefällt“ (Premiere 27. 6.).
Auf dem Spielplan der Schaubühne steht außerdem wieder Sasha Waltz’ berühmtes Tanzstück „Körper“, mit dem vor drei Jahren am Lehniner Platz die Ära Waltz/Ostermeier triumphal eröffnet wurde.
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