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Kein Kulturkampf im Tiefland

Dementi: Hannovers Marketing-Chef hat die Bremer Ausstellungspolitik nicht attackiert

Scharfen Tönen folgt ein Dementi: Mit dem durch die deutsche Presseagentur (DPA) übermittelten angeblichen Zitat „Bremen kauft sich teure Ausstellungen, wir haben sie da“ hatte der Chef des Hannoveraner Stadtmarketings, Hans-Christian Nolte, gestern für Verwunderung in Bremen gesorgt. „Natürlich sind wir Konkurrenten“, kommentierte Klaus Sondergeld als Geschäftsführer der Bremer Marketing Gesellschaft die Äußerung seines Hannoveraner Pendants. „Aber eigentlich hatten wir bislang eine ganz entspannte Tonlage.“

Die wolle man auch keinesfalls verspielen, sagte Nolte gestern auf Nachfrage. Es gebe keine neue, auf Konkurrenz ausgerichtete Marketing-Strategie. Seine Äußerung sei falsch wiedergegeben, stellte der Geschäftsführer der Hannover Marketing Gesellschaft (HMG) richtig. „So wie es da steht, wundert mich das Zitat allerdings auch.“ Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass Hannover sich „so aufwändige Ausstellungen wie etwa van Gogh derzeit nicht leisten“ könne. „Von gekauft war überhaupt nicht die Rede“. Wäre ja auch falsch gewesen: „Felder“ hatte die Bremer Kunsthalle selbst gestaltet. Die Schau war mit 322.000 Besuchern neben der Kasseler Documenta das höchst frequentierte Kunst-Ereignis des vergangenen Jahres.

Vergleichbares könne „für Hannover derzeit nur ein Fernziel“ sein, so Nolte. „Wir müssen erst mal präsentieren, was wir haben.“ Deshalb starte gerade „eine Kampagne, die über die Museumsbestände aufklärt “. In diesem Sinne plakatieren die Kestner Gesellschaft, das Sprengel Museum und der Kunstverein Hannover gemeinsam, und es gibt einen Ticket-Rabatt: Ein Billet berechtigt noch bis August zum Besuch aller drei Museen.

Hintergrund der konzertierten Aktion sind unbefriedigende Besucherzahlen: Das Sprengel Museum verkaufte im vergangenen Jahr nur rund 100.000 Eintrittskarten, die Kestner-Gesellschaft 28.000. Der Kunstverein Hannover zählte im selben Zeitraum nur 17.000 Besucher. Auch die in den Feuilletons stark beachtete Kubismus-Ausstellung des Sprengel Museum hatte eine enttäuschende Publikums-Resonanz.

Natürlich gebe es einen Wettbewerb zwischen den Nachbar-Metropolen, räumte Nolte ein. Dennoch sehe er Zukunft weniger „in der nationalen Profilierung durch unterschiedliche Angebote“ als in „breit angelegten regionalen Kooperationen“.

Benno Schirrmeister

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