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„…als ob man eine Kathedrale betritt“

Unter Leitung von Kantor Wolfgang Helbich erklingen Strawinskis ,,Messe“ und die ,,Psalmen-Sinfonie“ im Petri-Dom

So leidenschaftlich Igor Strawinski (1882-1971) von den einen als Erneuerer der Musik gepriesen wurde, so scharf lehnten andere den russischen Komponisten als Zersetzer, Nihilisten oder seelenlosen Konstrukteur ab. Die Uraufführung seines Ballettes „Le Sacre du Printemps“ verursachte 1913 einen der größten Uraufführungsskandale der Musikgeschichte, der Komponist Giacomo Puccini berichtete, er habe die „Schöpfung eines Irrsinnigen“ und „Kakophonie“ gehört. Strawinskis „Psalmen-Sinfonie“ gehört mit der Entstehungszeit 1930 in seine so genannte neoklassizistische Epoche und seine „Messe“ von 1944 bis 1947 fast schon zum Spätwerk. Beide werden jetzt vom Dom-Chor und der Kammer-Sinfonie Bremen unter der Leitung von Wolfgang Helbich aufgeführt.

Damit bietet sich den Bremern die seltene Gelegenheit, die eine Seite der großen ästhetischen Kontroverse des vergangenen Jahrhunderts – die zwischen Strawinski als Erneuerer des Rhythmus und Arnold Schönberg als dem Auflöser der Tonalität – sich noch einmal gründlich vor Augen zu halten. Denn sicher ist, dass seine „Ordnung zwischen den Dingen“, seine „Konstruktion“, seine originelle Umformung alter Modelle ihn von jenem gewaltigen „Sacre“ an zu einer Zentralfigur des letzten Jahrhunderts macht. Dom-Kantor Wolfgang Helbich sieht in der Verwendung von gregorianischen Modellen, von barocker Fugentechnik, von Gesängen der russisch-orthodoxen Kirche und vielem anderen mehr etwas „ungemein Vitales, auch Archaisches“. „Es ist, als ob man eine Kathedrale beträte“. Kombiniert werden die beiden Werke von Strawinski mit dem „Gesang der Jünglinge“ von Heinrich Schütz.

Ute Schalz-Laurenze

Donnerstag, 3. Juli, 20 Uhr, Petri-Dom

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