Olympia 2016?: Nachtreten mit Pest und Cholera
Das Thema Olympia ruft in der Bürgerschaft stets Hanseatismus im schwersten Stadium hervor. Die CDU wollte die entschlafene Bewerbung Hamburgs gestern für 2016 wieder zum Leben erwecken und musste dabei den Seiltanz vollziehen, Mitleid mit dem gescheiterten Ost-Konkurrenten Leipzig zu heucheln, ohne den Hinweis zu versäumen, dass die Hansestadt selbstredend die bessere Wahl gewesen wäre. Das Wort „Nachtreten“ stand dabei auf dem Index und wurde deswegen auch von jeder RednerIn bemüht.
Bürgermeister Ole von Beust (CDU) schwelgte in „olympischem Konsens“, in „guter Partnerschaft mit dem Nationalen Olympischen Komitee“. Wer jetzt Leipzig „vor‘s Schienbein tritt, muss wissen, dass er damit jede Chance auf eine weitere Bewerbung verspielt“, so von Beust, und dieser Hinweis hatte vor allem den eigenen Parteifreunden zu gelten, die sich im patriotischen Überschwang nach dem Aus für Leipzig allzu vehement für Hamburg ins Zeug gelegt hatten.
Wie der Abgeordnete Marcus Weinberg, der in der Debatte die komödiantischen Highlights setzte. „Versinken wir im Nichts, oder ergreifen wir eine zweite Chance?“, fragte er sich und erinnerte daran, dass „wir mit der Olympia-Bewerbung erstmals in dieser Stadt einen gemeinsamen Traum träumten“. Und das bei dieser Historie, wie er anmerkte: Hamburg habe den Bombenkrieg erlebt, „Pest und Cholera, die große Flut“. Vergessen hat er bei seiner Aufzählung: Schill.
Die GAL-Sportpolitikerin Verena Lappe erkannte darin genau die „Großkotzigkeit, Entschuldigung, ich wollte sagen, Großmannssucht“, die Hamburg im Vorjahr habe scheitern lassen. Man solle sich lieber fragen, „was wir bei unserer Bewerbung falsch gemacht haben, um daraus zu lernen“. Doch damit hielt sich Weinberg gar nicht erst auf: „Die nächste europäische Stadt nach 2012, die Olympia bekommt, muss und wird Hamburg sein.“ AHA
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