Lieblingsstrände: Bizarr
Mein Strand ist der längste: 520 Kilometer. Der größte ist er sowieso. Und eigentlich kein Strand. Schwimmen? Bitte – wenn jemand gern in 15 Grad kaltem Wasser herumplantscht. Sonnenbaden? Doch, ja, manchmal – wenngleich RDF-Wetter vorherrscht: Rain, Dizzle and Fog. Animation? Aber klar: Papageientaucher fliegen Show. Karibus laufen Parade.
Mein Strand reicht von Topsail im Norden bis Trepassey im Süden, er verläuft entlang der Abbruchkante, an der Atlantik und Amerikas östlichster Vorposten sich treffen, er ist die Ostküste der Avalon-Halbinsel von Neufundland – so rau, so bizarr, so eigen wie die Menschen, die sich an ihm festgesetzt haben.
Im Frühsommer ziehen Eisberge vorbei, wie von innen erleuchtete Kathedralen, auf ihrem Weg von Labrador nach Süden. Wale pflügen das weite Blau und prusten gelassen durch die Wellen. Riesige Steinplateaus säumen meinen Strand, der keiner ist, Felsnadeln, auf denen Weißkopfseeadler nisten, Geisterwälder aus silbergrauen Stämmen und dicht verfilztes Tuckamore-Gehölz.
An meinem Strand entlang führt ein Pfad, den Freiwillige auf ehemaligen Fischer- und Jägerwegen angelegt haben: Der East-Coast-Trail gehört zu den aufregendsten Wanderwegen der Welt. Und macht das Glück an meinem Strand vollkommen.
Wie man dorthin gelangt? Per Flieger in Neufundlands Hauptstadt St. John’s. Dann gehen die ganz Harten auf eigene Faust los, nach Süden oder Norden; mein Strand erstreckt sich beiderseits. Wer es bequemer mag, bucht Unterkunft und Transport über: „Trail Connections“, P. O. Box 286, Pouch Cove, NL OA 3LO Kanada, Tel.: (00 17 09) 3 35 83 15, E-Mail: edettmer@nf.sympatico.ca, www.trailconnections.ca . Oder über Natours, E-Mail: info@natours.de, www.natours.de
FRANZ LERCHENMÜLLER
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