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berliner szenen Autochen

Chauffeur Biene

Biene kam mit dem Audi. Oder der Audi kam mit Biene drin. Manni hatte das Autochen, wie Joey es nannte, und das war natürlich untertrieben, extra angeschafft, damit Joey nicht mit der Taxe zu fahren brauchte. Andernfalls hätte er Geld dabeihaben müssen, und wohin hätte er das Geld denn stecken sollen und wie viel überhaupt. Solche Fragen warf das gleich auf. Manni hatte ein paar Fuhrunternehmen anrufen und durchrechnen lassen, was eine Taxe rund um die Uhr kostete. Dann hatte er Biene losgeschickt zu dem Autoschieber Schwitzikowski. Schwitzikowski war Russe der Sorte, die einem in Grunewald die Seegrundstücke wegschnappt und die Paris Bar verstopft. Manni ließ die für gewöhnlich abblitzen. Irgendwie hatte es Schwitzikowski aber doch geschafft, bei Manni ein oder zwei Bilder zu ergattern für die gute Stube. Dafür sollte er sich jetzt mal erkenntlich zeigen.

Am Nikolaustag kam Biene mit dem Q7 vorgefahren. Eine Granate war das in Silbermetallic, und Joey hatte sich gefreut und seinen Rumpelstilzchen-Tanz aufgeführt um das Autochen herum und gesungen: Aha, das silberne Kalb ist da. Von da an war Biene auch noch Chauffeur gewesen. Das Fahren mit dem Q7 machte ihr großen Spaß. Manni war ein bisschen zerknirscht, ob wegen der 50.000 für den Wagen (Schwitzikowski hatte ihm gerade mal die Extras geschenkt, und auch nur weil er ein ausgesprochener Menschenfreund war) oder wegen Biene, weil die jetzt andauernd mit Joey herumkurvte und kaum noch in der Galerie war und er weniger Gelegenheit hatte, ihr im Vorbeigehen an den Hintern zu fassen, sicherlich wegen beidem, doch an das Gefummel mit Biene hatte er sich gewöhnt, und das Geld war das Geld, also doch wohl eher wegen Biene. SASCHA JOSUWEIT

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