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Auf Warn-Reise

Domacio Lopez kämpft seit Jahrzehnten gegen denEinsatz von abgereichertem Uran für Waffenmunition

taz ■ Für einen Krieg ist Uran sehr wirkungsvoll – das hat Domacio Lopez hautnah erfahren. Zwar war er nicht im Krieg, aber in seiner Heimatstadt Socorro im US-Staat New Mexico wird das radioaktive Material getestet: Damit Uran-ummantelte Kugeln auch Panzer durchschlagen, damit Uran-ummantelte Panzer dem standhalten – damit Waffen tödlicher werden.

Vorgestern Abend referierte Domacio Lopez, Geschäftsführer des International Depleted Uranium Study Teams (IDUST), im Übersee-Museum über die Gefahren des Urans: „Nur drei Kilometer von meinen Haus entfernt finden die Tests auf einem Gelände statt, das die Einwohner mit Trinkwasser versorgt.“ Seinen Kampf gegen das gefährliche Metall hat Lopez 1985 begonnen. Er organisierte den ersten Widerstand gegen die Tests und gründete IDUST, eine internationale Forschungsgruppe aus Wissenschaftlern, Aktivisten, Ärzten und Anwälten.

Abgereichertes oder so genanntes Depleted Uranium (DU) ist ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Brennstäben für Kernkraftwerke oder nukleare Schiffsantriebe. Es ist chemisch sehr aktiv und radioaktiv.

Seit etwa 1998 forscht IDUST zum Einsatz von DU und versucht die Folgen in Kriegsgebieten zu dokumentieren. „Ich war dreimal im Irak, und jedesmal drohte mir die US-Regierung Gefängsnisstrafen an“, so Lopez, „das Pentagon behauptet, Uranwaffen seien harmlos“. Laut IDUST seien die Kriegsschauplätze aber radioaktiv verseucht, und die Zunahme von Krebsfällen und Missbildungen seien die Folge. Die USA und Großbritannien setzten 1991 zum ersten Mal DU-Waffen im Golfkrieg ein, später dann im Irak und auf dem Balkan. Lopez vermutet, dass die Waffen bereits in Somalia und Afghanistan zum Einsatz kamen. Ob auch Deutschland DU-Munition besitzt, testet oder verkauft, würde Lopez gerne wissen – er rief die rund 30 ZuhörerInnen auf, an die Bundesregierung zu schreiben und diese Fragen zu stellen. IS

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