kulturpolitik: Verblühende Landschaften
Mit Hilfe des Bundes hat Berlin seine Opern gerettet. Mit Hilfe des Bundes werden die Häuser der Museumsinsel restauriert, Stiftungen gegründet, die Philharmoniker und die Staatsbibliothek aus dem preußischen Erbe finanziert. Es reicht zwar hinten und vorne nicht – aber die Kulturförderung aus dem Hause der Staatsministerin ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Darauf lässt sich aufbauen. Ganz anders sieht es in der Region rund um die Hauptstadt aus. Dort wird abgerissen – geschrumpft, wie euphemistisch gesagt wird – und eben auch die Kultur.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Niemand kann wollen, dass Berlin die kulturelle Oase in der Wüste Ost bleibt. Es sind die Künstler und Projekte aus Frankfurt (Oder) und Potsdam, Brandenburg und Rheinsberg, die nach den Lehrjahren oder der „Schmiere“ in die Szene Berlins drängen. Es sind – außer den Exempeln aus New York oder London – die kleinen Schmieden, die Impulse liefern. Was wäre das Kino hier ohne Andreas Dresen oder das Tanztheater ohne die Frankfurter Choreografen?
Zu Recht reklamieren darum Kulturrat und Minister von Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern die „Kulturförderung Ost“ nicht nur als notwendigen Bestandteil ihrer Substanz, die schwer gefährdet wird, kappt die Staatsministerin die Fördergelder. Ein Stopp der Mittel würde auch den Verlust an Nachwuchs für den Standort Berlin bedeuten. Wie weit die Defizite schon gediehen sind, ist spürbar: Die Bühnen und Musiktheater in Potsdam, Frankfurt oder Brandenburg mussten bluten. Gruppen und Museen leiden unter dramatischem Entzug. Wer Experimente sucht, muss tief schürfen, so ausgetrocknet ist die Szene. Nachhaltig leidet darunter Berlin – auch wenn hier alles so schön bunt erscheint.
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