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Vinho Verde und Grüner Veltliner

In der Weinwirtschaft 28 in Mitte gibt es Weine von kleinen, unbekannten Produzenten aus Portugal und Österreich. Teil 10 der taz-Serie über Berliner Weinläden

Es ist sicher eine der ungewöhnlichsten Weinhandlungen Berlins: Nicht einmal 100 Weine führt die Weinwirtschaft 28 in der Zionskirchstraße, und diese stammen zudem aus nur zwei Ländern, aus Portugal und Österreich. Dafür jedoch kann man jedes Produkt direkt vor Ort probieren, denn die Weinwirtschaft ist eben nicht nur eine Weinhandlung, sondern auch eine Wirtschaft. Serviert werden Tiroler Speck, Bergkäse oder Tafelspitz und ab und zu eine Suppe aus schwarzen Bohnen. Die kocht der 81-jährige Hans Wessendorf, einer der beiden Eigentümer, selbst. Vor drei Jahren hat er sich entschlossen, noch einmal etwas ganz Neues zu beginnen.

Doch warum gerade Weine aus Österreich und Portugal, zwei Weinbauländern, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben? Kaum ein Kunde, der diese Frage nicht stellt. Und von der 57-jährigen Christel Morgenstern, der anderen Inhaberin, folgende überraschende Erklärung erhält: „Einst ging in beiden Staaten die Sonne nicht unter. Nun jedoch sind sie Außenseiter Europas. Dies kommt ihren Weinen zugute.“ „Was für eine große Philosophie für so einen kleinen Laden“, hat dazu einmal ein Kunde gesagt. Und auch Morgenstern muss lachen.

Tatsächlich beginnt die Geschichte der Weinwirtschaft mit dem wirtschaftlichen Abschwung um die Jahrtausendwende. Jahrezehntelang hatte Hans Wessendorf in Bonn Gebäude der Regierung eingerichtet. Eingestellt wurde Anfang der 90er-Jahre dafür auch die aus Riesa stammende Designerin Christel Morgenstern. Das Geschäft lief gut, denn nun benötigten die sich in Berlin niederlassenden Großunternehmen wie DaimlerChrysler neue Inneneinrichtungen. Doch irgendwann, die Firma war auf 12 Mitarbeiter angewachsen, war Schluss. „Wir sahen die Pleite auf uns zukommen“, erzählt Morgenstern. „Wir fragten uns, was wir jetzt machen könnten. Und Hans wollte schon immer Wein importieren“.

Bereits 1972 war Hans Wessendorf zum ersten Mal nach Portugal gereist. Nicht zum Baden an die Algarve, sondern um das Land und seine Weine kennen zu lernen. „Mit dem Auto ging’s über Schotterstraßen zu Winzern, die Weine produzierten, die man fünf bis sieben Jahre lang liegen lassen musste, bevor man sie trinken konnte. So viele Gerbstoffe hatten sie.“

Seitdem hat sich im portugiesischen Weinbau viel verändert. Aber eben nicht alles. „Die Winzer werden nun zur Ausbildung nach Frankreich geschickt, doch versuchen sie dennoch die Authentizität ihrer Weine zu erhalten“. Nicht süß und alkoholreich, sondern würzig und elegant sind die Weine, die Wessendorf liebt und spanischen Produkten vorzieht. Rund 500 autochthone, also einheimische, Rebsorten gibt es immer noch in Portugal – und so ist die Vielfalt größer als in anderen Weinbauländern.

Einer der beliebtesten Weine in der Weinwirtschaft 28 ist der rote „Zimbro“ aus dem Dourotal, der aus vier verschiedenen Sorten sehr alter Rebstöcke gekeltert wird. „Obwohl er neun Monate im Barrique reift, sind die Holztöne kaum wahrzunehmen. Die Gerbstoffe sind präsent, aber gut eingebunden“, urteilt Wessendorf. Im Sommer dagegen geht der Vinho Verde Monsenhor „wie geschnitten Brot“. Der spritzige und zugleich blumige, leicht süßliche Weißwein hat nur 9,5 Prozent Alkohol und so kann man auch eine zweite Flasche davon trinken.

Morgensterns Lieblingswein ist der „Rosenberg“ von Anton Bauer, einer der zahlreichen Grünen Veltliner, die es in der Weinwirtschaft aus Feuersbrunn am Wagram gibt. Bauer wird bescheinigt, typisch österreichische Weine zu machen, Weine, die internationalen Moden bisher wenig nachgegeben haben. Und genau dies ist es dann auch, was die österreichischen und portugiesischen Weine der Weinwirtschaft 28 verbindet: ihre Originalität, ihre Bodenständigkeit.SABINE HERRE

Die Weinhandlung: Weinwirtschaft 28, Zionskirchstraße 28, 10119 Berlin, U-Bahn-Station Rosenthaler Platz, www.provinumberlin.de, Tel. 24 72 91 10, Öffnungszeiten: tägl. 16–22 Uhr

Das besondere Angebot: In der Wirtschaft kann man die „atmenden Gläser“ der Frauenauer Glashütte Eisch kaufen. „Diese falten“, so das Magazin Vinum, „die Gesamtheit der Aromen – unschöne inklusive – auseinander wie ein schillernder Fächer“.

Der Weintipp: 2007 Grüner Veltliner „Katharina“ von Josef Bauer, 10,50 Euro. „Der Wein ist nach der Tochter der Bauers benannt und ebenso lebhaft wie diese. Er zeigt das typische pfeffrige Aroma eines Veltliners und hat einen langen Abgang.“

Der nächste Teil der taz-Serie erscheint am 24. Februar

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