piwik no script img

Privatisiertes Grün

Öffentliche Kunst im privaten Raum. Nach dem Hausgarten-Akt folgt in Köln eine Schrebergarten-Aktion

Schrebergärten, diese still daliegenden, verstörend ordentlichen Parzellen, werden von ihren Besitzern gehütet wie der eigene Augapfel. Insbesondere in Zeiten, da die Welt immer mehr verstädtert, scheint es die Menschen wieder zunehmend in den Kleingarten zu ziehen. Hier kann sich der geplagte Großstädter abkapseln, hier kann er den armen Einsiedler spielen.

Doch: Was reizt die Menschen noch am Besitz eines adrett angerichteten Landstückes, an Lauben, die manchmal nicht wesentlich größer sind als anderleuts Nasszellen? Diese Frage ist es, die verschiedene bildende KünstlerInnen dazu bewogen hat, ab dem kommenden Sonntag die Kölner Kleingarten-Kolonie Sonnenhang zu besetzen. Natürlich im positiven Sinne. So werden denn 19 BildhauerInnen und Installations-KünstlerInnen, unter andren Tina Haase, Joep van Lieshout und der Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar, in ihren Arbeiten den gegenwärtigen Trend des Gärtnerns als städtische Freizeitkultur reflektieren. Die Installationen sind an den fünf Juli-Wochenenden jeweils samstags und sonntags zu sehen.

Die Ausstellung mit dem Titel „Privatgrün 2004“ begann bereits im Frühjahr, als 18 Gartenbesitzer in Köln-Sürth ihr Ein und Alles für die Öffentlichkeit zugänglich machten. Rund 3.400 Besucher kamen damals, um eine Ausstellung zu betrachten, die mittels Bepflanzung und durch Skulpturen der Frage nachspürte, in welchem Verhältnis Mensch und Natur heute leben. Allerdings sind es nicht nur Schrebergärten und Grünanlagen um das traute Eigenheim, die von den Künstlern bearbeitet werden. Schließlich lässt sich Natur auch in noch so Abgas umschwadeten Großstädten inszenieren – zum Beispiel auf Dachterassen. Diese sind zum Abschluss der „Privatgrün“-Trilogie und somit am Ende des Sommers dran – vom 5. bis 26. September lösen sich die Künstler vom Boden grüner Tatsachen und besteigen aschgraue Häuser in der Kölner Südstadt. Aschgrau von außen – grün von oben. ROS

Privatgrün 2004Köln, Kolonie Sonnenhang4. Juli bis 1. AugustInfos: www.privatgruen.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen