piwik no script img

Autobahn: Die Hälfte langt auch

Die Neustadt-Autobahn A 281 braucht keine Weserquerung, sagen BUND und Anwohner. Das Teilstück von Arsten bis zum Güterverkehrszentrum reiche völlig aus

„Wer fährt noch durch den Maut-Tunnel hier, wenn das in Dedesdorf keine Maut kostet?“

taz ■ Der umstrittene Autobahn-Tunnel unter Seehausen und der Weser hindurch ist überflüssig. Das behauptet zumindest der Bremer BUND. Es reiche völlig aus, wenn die im Bau befindliche A 281 vom Zubringer Arsten bis zum Güterverkehrszentrum (GVZ) in Niedervieland gebaut werde, sagte Verkehrsexperte Peter Müller der taz. Damit nämlich sei der Hauptzweck der Neustadt-Autobahn, die Anbindung des GVZ an die A 1 und die Entlastung des Straßenzugs Neuenlander Straße/Senator-Apelt-Straße erreicht. Müller: „Der Bogen zur A 27 ist Spielerei.“

Nicht umsonst habe das Bundesverkehrsministerium bislang immer nur diesen 12 Kilometer langen Süd-Abschnitt als „vordringlich“ eingestuft, nicht aber die Weserquerung. Der Hauptverkehr zum GVZ komme nämlich von Süden her, argumentiert Müller. Der Ringschluss zur A 27 bringe der Innenstadt keine weitere Entlastung. Dass im neuen Bundesverkehrswegeplan, der noch den Bundestag passieren muss, auch der Seehausener Tunnel als „vordringlich“ aufgeführt sei, liege allein daran, dass dieser privat vorfinanziert und mit einer Maut belegt werden soll, sagt Müller. Den Bund kosten die 4,2 Kilometer unter der Weser hindurch so noch ganze 35 Millionen Euro.

„Es geht nicht nur um das Güterverkehrszentrum“, widerspricht hingegen Straßen-Planer Heiko Gerken. Die neue Autobahn-Verbindung zwischen A 1 und A 27 solle auch das hochfrequentierte Bremer Kreuz entlasten. 40.000 Fahrzeuge, so wirbt die Bremer Planungsgesellschaft noch im Internet, würden 2015 durch den Seehausener Tunnel rollen. Für diesen, ist Gerken überzeugt, gebe es also „ein ganz erhebliches Verkehrsbedürfnis“.

Allerdings: Die Verkehrsprognose, die zu diesem Ergebnis kam, ging noch von einer mautfreien Weserquerung aus. Ob bei rund zwei Euro Maut pro Tunnelfahrt noch viele der 70.000 Fahrzeuge, die heute über den Freihafenzubringer rauschen, den Seehausener Tunnel bevorzugen, bezweifelt Müller. „Wer fährt denn noch durch den Tunnel hier, wenn dasselbe ein paar Kilometer weiter nördlich bei Dedesdorf ohne Maut möglich ist?“, fragt ein Seehausener. Gerken lässt dieses Argument nicht gelten. Selbst mit einer Maut von 1,70 Euro für Pkw und 4,20 Euro für Lkw würde die Röhre immer noch 30.000 Mal am Tag frequentiert, sagt er.

„Der Autotunnel zwischen Dedesdorf und Kleinensiel ist bei den Berechnungen nicht berücksichtigt worden“, betont Bürgerinitiativen-Sprecher Hilmer Hagens. Lkws von den Häfen in Bremerhaven etwa könnten künftig schon dort auf die linke Weserseite wechseln, um dann bei Oldenburg auf die Autobahn gen Süden zu fahren. Genauso wenig werde der Verkehr zwischen Wilhelmshaven und Bremerhaven die Hansestadt tangieren. Die Autobahn Hamburg–Stade werde aller Voraussicht nach nicht bis zur A 27 nach Cuxhaven verlängert. Und mit der B 212 neu werde das Güterverkehrszentrum in Niedervieland auch nach Norden hin angebunden.

Trotz im Bundesverkehrswegeplan festgeschriebener privater Finanzierung des 200-Millionen-Euro teuren Tunnels werde Bremen wahrscheinlich Millionen als „Anschubfinanzierung“ zuschießen und das Risiko per Ausfallbürgschaften tragen, befürchtet Hagens. Nicht zuletzt deswegen müsse man schon fragen „wie notwendig der Tunnel noch ist.“ Armin Simon

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen