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Österreichs Präsident in Lebensgefahr

Thomas Klestil erleidet drei Tage vor seinem Amtsende einen Herzstillstand. Abschiedszeremonie verschoben

WIEN afp ■ Kurz vor Ende seiner Amtszeit hat der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil einen lebensbedrohlichen Herzstillstand erlitten. Der 71-Jährige schwebe in „akuter Lebensgefahr“, zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA einen behandelnden Arzt. Ein Leibwächter konnte Klestil nach dem Herzstillstand auf dem Weg ins Büro durch Elektroschocks wiederbeleben, wie APA weiter meldete. Er sei unverzüglich mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen worden. Gemäß der Verfassung übernahm Bundeskanzler Wolfgang Schüssel interimsweise das Amt des Präsidenten, wie ein Sprecher Schüssels mitteilte. Am Donnerstag sollte der Sozialdemokrat Heinz Fischer die Nachfolge Klestils antreten.

Spezialisten des Wiener Allgemeinen Krankenhauses rangen auf der Intensivstation um das Leben des scheidenden Staatschefs. Nach Angaben einer Krankenhaussprecherin litt Klestil an einem akuten Lungenproblem. Atembeschwerden hätten zu einem Mangel an Sauerstoff geführt und zur Unterbrechung des Herzrhythmus geführt, sagte der medizinische Leiter des Hospitals, Reinhard Krepler, APA. „Im besten Fall muss er mindestens 14 Tage im künstlichen Koma“ bleiben, fügte er hinzu.

Der Präsident des Nationalrates, Andreas Kohl, sagte, Klestils Nachfolger solle wie geplant am Donnerstagvormittag vor den Abgeordneten beider Parlamentskammern vereidigt werden. Der sozialdemokratische Kandidat Fischer war im April in das Präsidentenamt gewählt worden. Die Abschiedszeremonie für Klestil wurde laut Kohl zunächst verschoben. Klestil, der der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) angehört, hatte 1992 die Nachfolge des wegen seiner Wehrmachtsvergangenheit umstrittenen Präsidenten Kurt Waldheim angetreten.

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