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Neutrinos in der Materie

Werder feiert mit 3:0 bei Hertha BSC Wiederauferstehung und hat die UI-Cup-Pleite schon fast wieder vergessen

Berlin/Bremen taz ■ Der Sinn des Uefa-Intertoto-Cup, kurz UI-Cup, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Es gibt Skeptiker, die halten diesen Versuch, einen Fußball in das Sommerloch zu pfropfen, für ein höchst überflüssiges Unternehmen, andere, der SV Werder Bremen zum Beispiel, werden künftig ein Loblied auf diesen Pausenfüller singen. Die jüngste Niederlage gegen das österreichische Team aus Pasching hat einen geradezu kathartischen Erweckungsprozess der Grün-Weißen initiiert. Die Nachwirkung der peinlichen UI-Cup-Schlappe bekam Hertha BSC Berlin am Samstag zu spüren.

Im Berliner Olympiastadion vor gut 40.000 Zuschauern war nichts mehr zu sehen von jener an Arbeitsverweigerung gemahnenden Spielauffassung zu Pasching, im Gegenteil, Werder Bremen zeigte sich kämpferisch, griff forsch im Mittelfeld an und postierte zwei klassische Spitzen (Ailton und Charisteas) im Angriff.

Micoud, Ailton oder Charisteas schossen durch die Berliner Verteidigung wie Neutrinos durch Materie. Die kleinen Teilchen kennen kein Hindernis, selbst Granit durchdringen sie behände. Ähnlich widerstandslos kamen dann auch die drei Tore zustande: die 0:3-Heimniederlage vermieste nicht nur Hertha-Verteidiger Dick van Burick gehörig die Laune. Die Zuschauer verließen das Stadion schon nach dem 0:3 (Ailton, 65.) in Scharen, und van Burik patzte die Presseleute an: „Natürlich war das eine Scheiße, oder sehen Sie das anders?“

Es fand sich niemand in der Kontaktzone zwischen Spielern und Journalisten, der das anders sah. MARKUS VÖLKER

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