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der dritte Tag

81 Vorstellungen am Samstag, 97 sogar am Sonntag, die meisten mit neuen Filmen: Die vielen Sektionen und Sonderfilmreihen mögen die Berlinale zwar unübersichtlich machen, aber sie bespielen eben auch viele Kinos und viele Zuschauer. Nicht umsonst wird die Berlinale ein Publikumsfestival genannt. 450.115 Besucher zählte man letztes Jahr.

Diese Popularität wird inzwischen auch mit eigenen Preisen gefeiert: Vor zehn Jahren wurde der Publikumspreis für die Filme des Panoramas ins Leben gerufen, und zu diesem Jubiläum laufen die prämierten Lieblingsfilme der Zuschauer ab heute noch einmal. Und wieder hat man ein paar hundert Karten mehr verkauft.

Heute werden die französischen Regisseure Claude Chabrol, der einen Krimi (mit Gérard Depardieu) über einen Kommissar in den Ferien vorstellt – „Bellamy“ –, und Bertrand Tavernier auf Pressekonferenzen erwartet. Besonders auf Tavernier warten viele gespannt, stellt er doch im Wettbewerb der Berlinale ausdrücklich den Director’s Cut seines in den USA gedrehten Films „In the Electric Mist“ vor, eines Südstaatenkrimis mit Tommy Lee Jones.

Über ein Jahr rang Tavernier, schließlich unterstützt von einem Heer von Anwälten, mit seinem amerikanischen Produzenten um die Schnittfassung. In den USA läuft eine andere Version als hier. Sicher wird Tavernier danach gefragt; auch wenn man schon weiß, dass er sich dazu unter Strafandrohung nicht äußern darf.

Erstaunlich lässig trat Kameramann Michael Ballhaus auf, der seinen ersten Kinofilm als Regisseur auf der Berlinale präsentieren wird: „Ich bin eigentlich nicht aufgeregt. Es ist ja nur ein Dokumentarfilm“, sagte der 73-jährige Berliner, der mit Rainer Werner Fassbinder und Oscar-Preisträger Martin Scorsese oft zusammengearbeitet hat, der Nachrichtenagentur ddp am Rande der Eröffnungsgala der Filmfestspiele. Es sei „aber ein sehr schöner Film“ über seine Heimatstadt, fügte Ballhaus hinzu. „In Berlin“ läuft in der Sektion Berlinale Special.

Ballhaus und sein Koregisseur Ciro Cappellari spüren darin knapp 20 Jahre nach dem Fall der Mauer der Dynamik und dem Erfindungsreichtum in der deutschen Hauptstadt nach. Sie befragen Politiker wie Außenminister Frank-Walter Steinmeier und den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit oder Kreative wie den Musiker Alexander Hacke und Schauspielerin Angela Winkler. Das klingt alles ziemlich staatstragend. Zu Wort kommen aber auch ein türkischer Kioskbesitzer und die Architekten vom Büro Graft, die durch die Zusammenarbeit mit Schauspieler Brad Pitt breite Bekanntheit erlangt haben.

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