unterm strich:
Schwere Vorwürfe gegen den Suhrkamp Verlag: Intellektuell verbrämter Antisemitismus spreche aus einem Buch, das eben erst in der Jubiläumsreihe „40 Jahre edition suhrkamp“ erschienen ist, behauptet der Direktor des Fritz-Bauer-Instituts für Holocaust-Forschung, Micha Brumlik, in einem offenen Brief an den Verlag, der am Dienstag in der Frankfurter Rundschau erschienen ist. In dem kritisierten Traktat „Nach dem Terror“ versucht der britisch-kanadische Philosoph Ted Honderich Lehren aus den Anschlägen vom 11. September zu ziehen und kommt dabei auch auf den Nahost-Konflikt zu sprechen. Brumlik wirft dem Autor vor, dabei auch die Selbstmordanschläge palästinensischer Gruppen gegen israelische Zivilisten zu rechtfertigen. „Philosophischer Judenhass“ ist sein offener Brief überschrieben, in dem er fordert, das Buch vom Markt zu nehmen.
Der Suhrkamp Verlag hat die Vorwürfe inzwischen zurückgewiesen – auch wenn Programmleiter Günter Berg einräumte, Honderich seien bei seiner Auseinandersetzung mit der Situation in Israel möglicherweise „methodische Fehler unterlaufen“: „Hier hätte man noch sorgfältiger hingucken und mit dem Autor sprechen müssen“, so Berg im Deutschlandfunk. Auch Jürgen Habermas, der Honderichs Buch dem Verlag empfohlen hatte, äußerte sich zu dem Vorwürfen. In der Frankfurter Rundschau gab er zu, es handele sich bei Honderichs Buch „um ein hemdsärmliges Pamphlet, mit dem ein wissenschaftstheoretisch gut ausgewiesener Philosoph auch einmal ein größeres Publikum erreichen möchte.“ Bei seiner Kritik an Honderich urteile Brumlik jedoch „ohne Augenmaß“, findet Habermas.
Der Schauspieler George Clooney fürchtet, in den USA wegen seiner Antikriegshaltung Probleme zu bekommen. „Natürlich können Sie darauf wetten, dass meine Äußerungen einen Effekt auf meine Arbeit haben“, sagte der Schauspieler dem Hamburger Magazin Stern. Sich kritisch zu äußern, bedeute momentan viel Ärger. „Benutze ich in Interviews das Wort ‚liberal‘, guckt man mich schräg an“, klagte der 42-Jährige, der zuletzt in Robert Rodriguez’ „Spy Kids 3“, in Steven Soderberghs „Solaris“ und in seinem Regiedebüt „Confessions of a Dangerous Mind“ zu sehen war. Clooney äußerte erneut scharfe Kritik an der US-Regierung wegen deren Afghanistan- und Irakpolitik. „Ich würde das alles nicht unbedingt auf einer Pressekonferenz erzählen, aber wenn Sie schon fragen, bin ich ehrlich“, fügte er hinzu, „auch wenn es bestimmt viel schlauer gewesen wäre, wir hätten nur über Mode gesprochen.“
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