: Empörung in Frankreich
Politiker verurteilen rassistischen Überfall in Pariser Zug. Polizei sucht nach Zeugen, von Tätern keine Spur
PARIS dpa/ap ■ Politiker aller Parteien haben in Frankreich empört auf den rassistischen Angriff auf eine Mutter mit ihrem Baby in einem Vorortzug von Paris reagiert. Besonders schockiert äußerten sie sich über die Teilnahmslosigkeit der übrigen Fahrgäste, die der überfallenen 23-Jährigen nicht zu Hilfe gekommen waren. Die Polizei sucht nach Zeugen, von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Präsident Jacques Chirac hat unter dem Eindruck des Geschehens erstmals rassistische Straftäter von dem traditionellen Gnadenerlassen zum Nationalfeiertag am 14. Juli ausgeschlossen.
Der Vorsitzende des Verbands jüdischer Organisationen, Roger Cukierman, sagte der Zeitung Le Parisien, der Vorfall zeige, wie krank die französische Zivilgesellschaft sei. „Der Antisemitismus und der Rassismus sind nicht allein Probleme der Minister, sondern die jedes Franzosen.“ Auch Premier Raffarin appellierte an die Zivilcourage, um Gewalt und Antisemitismus einzudämmen. Nur einen Tag vor dem Überfall in dem S-Bahn-Zug hatte Präsident Chirac seine Landsleute in einer feierlichen Rede zu einer nationalen Kraftanstrengung gegen Antisemitismus und Rassismus aufgerufen.
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