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Sieg oder Tod

1971 erschoss sie in Hamburg den bolivianischen Konsul. Nun gibt es ein Buch über das Leben der Monika Ertl

Allem Anschein nach war die junge Frau, die am 1. April 1971 im bolivianischen Generalkonsulat in Hamburg erscheint und den Konsul Roberto Quintanilla Pereira, der dem hingerichteten Che Guevara die Hände als Trophäe abgehackt haben soll, mit einem Schuss aus einer Pistole tötet Monika Ertl. Ertl wuchs in Bolivien auf und stieß in den späten 60ern zur bolivianischen Befreiungsarmee ELN, wo sie als „La Gringa“ und „Juana“ bald eine zentrale Rolle spielte. Der Fall Quintanilla wurde nie restlos aufgeklärt und bald abgeschlossen. Ertl entkam Interpol und versuchte 1973 zusammen mit dem Intellektuellen und Che-Kampfgenossen Régis Debray den ehemaligen Lyoner SS-Chef Klaus Barbie zu entführen, der in Bolivien als „Klaus Altmann“ für das Innenministerium arbeitete, um ihn einem französischen Gericht zuzuführen. Die Entführung scheiterte und Ertl wurde im Mai des Jahres von bolivianischen Sicherheitskräften erschossen. Debray behauptete, dass die tödliche Falle von Klaus Barbie organisiert worden sei.

In seinem Buch „Sie starb wie Che Guevara“ (Artemis & Winkler, 287 S., 19,90 Euro) versammelt der Journalist Jürgen Schreiber, der zuletzt mit „Meine Jahre mit Joschka“ von sich reden machte, die Beweise gegen die Tochter des Filmemachers und Leni Riefenstahl-Kameramanns Hans Ertl und fragt, was die „gut situierte, bildhübsche Frau“ veranlasst haben könnte, ihren sicheren Platz in der Oberschicht von La Paz aufzugeben und sich „auf den Überlebenskampf im Untergrund einzulassen“. Die Berliner Zeitung zumindest fand das spannend: „Er weiß seine Beobachtungen packend zu schildern, so kunstvoll zu verweben, als schriebe hier Tom Wolfe.“ Heute liest Schreiber im Literaturhaus. MATT

Do, 17. 2., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38

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