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Abstiegskampf am finanziellen Abgrund

Aufsteiger Arminia Bielefeld steht mal wieder vor einer unlösbaren Aufgabe. Ohne Geld für Neuverpflichtungen wollen sich die Ostwestfalen der Konkurrenz stellen. Personellen Nachschlag könnte es trotzdem geben

Rekordaufsteiger will neuen Abstiegsrekord verhindern. Möglichst für wenig Geld

BIELEFELD taz ■ Wenn es etwas gibt, was für die Situation von Armina Bielefeld symptomatisch ist, dann ist es das zähe Bemühen um die Verpflichtung des albanischen Mittelfeldspielers Ervin Skela. Der Spieler will, der Verein will und muss, doch der Aufsichtsrat kann noch nicht zustimmen. Es sind mal wieder die Finanzen: „Wir müssten im Falle einer Verpflichtung Skelas den einen oder anderen Spieler verkaufen“, sagt Bielefelds Manager Thomas von Heesen. Nur finden sich keine Abnehmer für die Spieler 18 bis 20. Dabei ist der vertragslose Skela sogar ablösfrei. Es scheiterte bislang lediglich am Gehalt, an geschätzten 500.000 Euro, die den Bielefelder Finanzrahmen sprengen würden.

Der Aufstieg in die erste Bundesliga war nicht unbedingt eingeplant. Von einem „Betriebsunfall“ wurde sogar gesprochen. Und bis Mitte der Saison sah es nicht so aus, als dass die Bielefelder aufsteigen könnten. Gehälter konnten nicht pünktlich gezahlt werden. Erst der Rücktritt von Trainer Benno Möhlmann und die Verpflichtung von Uwe Rapolder sorgte für neue Motivationen: Sechs Siege zwischen dem 24. und 29. Spieltag brachten die Mannschaft nach oben.

Der Stamm soll nun in der ersten Liga bestehen. Fixpunkte sind Torhüter Mathias Hain, sowie die Mittelfeldspieler Patrick Owomoyela, Fatmir Vata oder Rüdiger Kauf. Ergänzt wurde das Team bislang um unbekannte Spieler oder Leute aus der zweiten Reihe. Vor allem im Angriff. Der bislang lustlos wirkende Rumäne Claudiu kommt von der Ersatzbank Espanyol Barcelonas, Marijo Maric vom österreichischen Absteiger FC Kärnten – vor vier Jahren konnte er dem VfL Bochum im Abstiegskampf nicht sonderlich helfen.

Als Stareinkauf gilt Delron Buckley. Der Südafrikaner wechselte von der Ersatzbank des VfL Bochum nach Ostwestfalen. In der letzten Saison erzielte er bei 20, zum größten Teil Kurzeinsätzen, kein einziges Tor. Seit Jahren stagniert Buckley in seiner Entwicklung. „Das ist vielleicht meine letzte Chance“, sagt Buckley, obwohl er mit 26 Jahren wohl noch locker acht Jahre spielen könnte. Vielleicht erinnerten sich die Bielefelder Verantwortlichen an die vorletzte Saison. Damals war Buckley am 32. Spieltag maßgeblich am 3:1-Sieg des VfL Bochum in Bielefeld beteiligt. Buckley erzielte ein Tor und bereitete ein weiteres vor, Bochum feierte den Klassenerhalt Bielefeld stieg mal wieder ab. Zum siebten mal.

Damit soll Schluss sein. „Allerdings müssen wir von großen Verletzungen verschont bleiben“, sagt Uwe Rapolder. Hinter dem Stamm von 16 Spielern senkt sich das Niveau des Kaders merklich ab. „Wenn wir die Saison aber überstehen, ist einiges möglich“, so Rapolder. Ausgerechnet der VfL Bochum soll dabei als sportliches und wirtschaftliches Vorbild dienen. Rapolder-Freund Peter Neururer hält sich mit Tipps bislang zurück. Am dritten Spieltag kommt es zum Aufeinandertreffen der Beiden.

Die Rahmenbedingungen bleiben also schwierig. 7.800 verkaufte Dauerkarten bedeuten in der Bundesliga Platz 17. Die Schüco-Arena gehört auch nach dem Umbau zur unteren Kategorie. 24 Millionen Euro Etat lesen sich vergleichsweise bescheiden. Es muss also mal wieder alles passen damit Arminia Bielefeld in der Liga bleiben kann.

Beim 2:0-Erfolg im letzten Vorbereitungsspiel über den PSV Eindhoven war Ervin Skela der entscheidende Spielmacher. Mit einem Steilpass auf Delron Buckley leitete er das zweite Tor ein. Diese Qualität fehlt der „offiziellen“ Bielefelder Mannschaft bislang. Wenn der Klassenerhalt wegen 500.000 Euro scheitern sollte, wäre es doppelt bitter.

HOLGER PAULER

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