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„Die Cyborgs sind unter uns“

Morgen bei Laokoon: Manfred Geier, David Cronenberg und die wachsende Bedeutung des Künstlichen

Im Rahmen der kleinen Reihe, die im Alabama-Kino das Laokoon-Festival begleitet, liest morgen Manfred Geier aus seiner Arbeit Fake – Leben in künstlichen Welten. Als „Symptom des technischen Fortschritts“ bezeichnet der Sprachwissenschaftler darin die wachsende Bedeutung des Künstlichen für alle Lebensbereiche.

Die Gegenwärtigkeit von Simulation und „Virtueller Realität“ oder eben auch die zunehmende Optimierung des menschlichen Körpers durch Prothese und Ersatzteil: Das Heute ist, so Geier, geprägt durch die Idee der „Künstlichkeit als Alternative zur Natürlichkeit“. Nicht zuletzt die Popkultur Hollywoods, „schon immer ein Seismograph techno-sozialer Entwicklungstendenzen“, dient ihm dabei zur Beweisführung.

Nahm der Cyberspace-Pionier William Gibson noch den Anblick jugendlicher Videospiel-Virtuosen zum Anlass, über neuartige Mensch-Maschine-Symbiosen zu sinnieren, haben die Figuren in David Cronenbergs Film eXistenZ, der im Anschluss an die Lesung gezeigt wird, das traditionelle Dispositiv Mensch-vor-Maschine hinter sich gelassen: In diesem Verwirrspiel um perfekt virtuelles Erwachsenen-Entertainment, 1999 kaum zufällig fast zeitgleich mit Matrix in die Kinos gebracht, ist die Apparatur nur noch vage erkennbar, ihre Simulation funktioniert dafür umso perfekter. Wo endet das Echte und beginnt das Künstliche? Oder, ein wenig wie mit dem Holzhammer vermittelt: „Sind wir immer noch im Spiel?“

ALEXANDER DIEHL

morgen, 20.45 Uhr, Alabama-Kino

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