Wochenübersicht: Bühne: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Eigentlich wollte Ben sich heute von seiner Frau trennen, um endlich frei für Aby zu sein, mit der er schon lange eine Affäre hat. Dann stürzen nach einem Terroranschlag die Zwillingstürme des World Trade Centers ein. Dies eröffnet den beiden New Yorkern die Möglichkeit, der privaten Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen und ein neues Leben zu beginnen. US-Dramatiker Neil LaBute ist ein Spezialist für die Niederungen menschlicher Gefühle, die er zu schockierenden Reißern für das Theater verarbeiten kann: Zuletzt war am Deutschen Theater Peter Zadeks Inszenierung von „Bash“ zu sehen. Jetzt inszeniert dort Thomas Schulte-Michels „Tag der Gnade“ mit Dagmar Manzel und Robert Gallinowski. Auch der irische Dramatiker Martin McDonagh blickt ziemlich schonungslos in die Abgründe menschlicher Unzulänglichkeit, wobei oft recht übergangslos aus kauzigen Iren echte Irre werden. „Der Krüppel von Inishmaan“ erzählt die Geschichte des verwaisten und behinderten Billy, der sich in der Provinz mit Vorurteilen, Krankheit, Liebe und der fürsorglichen Belagerung durch seine zwei Tanten herumschlagen muss: bis die große Welt ruft und er durch Zufall nach Hollywood gelangt. Hans-Joachim Frank inszeniert die bissige Sozialkomödie am Theater 89, Torstraße 216. Die Juden waren auf europäischen Bühnen höchstens als Bösewichter gestattet; zum Beispiel bei Shakespeare in Person des blutrünstigen Shylock. Dann kam Lessing und brachte zum ersten Mal einen freundlichen Juden auf die Bühne. Nein, nicht den Nathan, sondern einen stinknormalen Reisenden. Eigentlich sieht man gar nicht, dass er ein Jude ist. Und als er sich outet, will ihm zunächst keiner glauben. Kein geringerer als George Tabori inszeniert am BE Lessings Lustspiel „Die Juden“, das dreißig Jahre vor dem Nathan entstand.
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