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unterm strich

Rammstein meets Klassik: Die neue CD „Mein Herz brennt“, die am 20. Oktober in ganz Europa als Pressung der Deutschen Grammophon auf den Markt kommt, gehört dabei keinesfalls in die Kategorie „Orchester spielt Rammstein“. Vielmehr wurden Texte von Rammstein als klassischer Liederzyklus von den Dresdner Sinfonikern unter dem Briten John Carewe vertont.

Die Rocker und die Sinfoniker zusamengebracht hat der Dresdner Jazz-Schlagzeuger Sven Helbig: Irgendwann blieb der auf seiner ständigen Suche nach musikalischem Stoff bei Rammstein hängen. „Das war ein hochgradig explosives Gemisch – es ließ mich nicht kalt“, sagte Helbig. Die poetischen Texte erinnerten ihn an Hermann Hesse oder Charles Baudelaire. Helbig gewann Thorsten Rasch als Komponisten sowie als Interpreten den Bariton René Pape und die Schauspielerin Katharina Thalbach.

Die Sinfoniker sind musikalische Raritäten gewöhnt: Frank Zappas „Gelber Hai“ gehört ebenso zum Repertoire der Dresdner wie Werke von Komponisten wie John Adams und Steve Reich oder unbekannter Tonschöpfer aus Aserbaidschan, Tadschikistan oder Usbekistan. Das nennt man grenzenlose Musik.

Als besonders ergiebig für empörungsbereite Theologen hat sich eine Ausstellung von Damien Hirst in der White-Cube-Galerie in London erwiesen. Der britische Künstler, der mit in Formaldehyd eingelegten toten Tieren bekannt wurde, regt vor allem durch die Wahl seiner Titel auf, beanspruchen sie doch religiöse Bilder. Wie die Zeitung The Times am Dienstag berichtete, zeigt Hirst in seiner ersten Ausstellung nach acht Jahren unter anderem die Köpfe toter Stiere, von Glasscherben durchbohrt, als „Adam und Eva“. Damit werde das Sich-Öffnen von geistigen Horizonten symbolisiert, erklärte Hirsts Kunsthändler Jay Jopling dazu. „Die Wiederauferstehung Christi“ verkörpert Hirst als einen leeren Vitrinenschrank aus Glas, auf dem einige leere Glasgefäße und eine ausgestopfte Taube stehen.

Hirst erhielt 1995 mit dem Turner-Preis die wichtigste britische Auszeichnung für moderne Kunst. Die Ausstellungsstücke seien „grausam, offensiv und schockierend“, kritisierte Timothy Bradshaw von der theologischen Fakultät der Universität Oxford den Künstler. Hier gehe es nicht um das Leben oder um Religion. „Was wir hier zu sehen bekommen, ist lediglich geronnenes Blut“, sagte Bradshaw. Die Ausstellung „Romance in the Age of Uncertainty“ ist noch bis zum 19. Oktober in London zu sehen.

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