Wochenübersicht: Lautsprecher: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute lädt die Kaiserin-Friedrich-Stiftung, die wirklich so heißt, zu einer Diskussion unter dem Titel: „Die Wehrpflicht geht – Zur Zukunft der Bundeswehr“. Und der Titel ist hier völlig korrekt, hier wird nicht kritisiert, sondern konstruktiv diskutiert und sich dabei mächtig gefürchtet, denn die Bundeswehr, der es ja jetzt schon nicht mehr so gut geht, dass sie Deutschlands Interessen in der ganzen Welt noch herbeischießen könnte, dürfte gar ganz darniederliegen, wenn keine/r mehr hingeht. Die Bündnisgrünen allerdings glauben, bei Abschaffung der Wehrpflicht würde eine „ausreichende“ Anzahl von Männern und Frauen ihre innere Pistole entdecken und sich freiwillig in den Boden des Vaterlandes legen lassen wollen. Angelika Beer, die ja seit einiger Zeit ihr Herz für die Männer in Olivgrün entdeckt hat, sitzt auch auf dem Podium und zittert mit. Am Donnerstag wird im Café Morgenrot das neueste Identitätsgeschichten- und Erfolgsbuch aus dem Hause Assoziation A vorgestellt, es trägt den Titel: „Autonome in Bewegung, die ersten 23 Jahre“, und die A.G. Grauwacke ist das verantwortlich zeichnende AutorInnenkollektiv, die Autonomenszene ist das Thema, es geht um die Zeit der Anti-AKW-Proteste und um die heutige Verwirrung. Bestimmt ein schöner Abend, zugleich besinnlich und verstörend. Am Freitag dann wird im Haus der Demokratie an Bruno Wille erinnert, der 1928 starb und der um die vorletzte Jahrhundertwende für einige Unruhe in der SPD sorgte. Zugleich war dieser Wille ein gefürchteter Bohemien, er gehörte dem Friedrichshagener Dichterkreis an und war Mitbegründer der Volksbühne Berlin, also Anarchist, Künstler und eben, das ging damals noch, Sozi. Warum allerdings an diesem Abend außerdem die Sängerin Isabel Neuenfeldt Lieder von Tom Waits singen wird, muss man wohl oder übel selbst herausfinden.
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