WOCHENÜBERSICHT: KONZERT: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Für die folgenden Zeilen setzt man sich besser auf einen Teppich (auch gut, wenn die ersten nervösen Naturen schon schreiend aus dem Zimmer rennen), um seinen Körper bereit zu machen für bewusstseinserweiternde musikalische Maßnahmen (auf die paar Wankelmütigen, die jetzt dem ersten Trupp hinterhergelaufen sind, kann man getrost gleichfalls verzichten). Es geht um Grenzerfahrungen. Was ja geschulte Acid-Heads und erprobte Krautrocker bequem mit dem halben Ohr absitzen. Aber so viele Möglichkeiten gibt es wiederum nicht mehr, sich zum Acid-Head schulen zu lassen und den Krautrock zu proben. Deswegen sollte man hier unbedingt zugreifen, denn wann hatte man schon zum letzten Mal die Gelegenheit, einen Electric Jug zu hören? Also dieses komische Instrument, das tatsächlich ein elektrisch verstärktes Tonkrüglein ist, das diese seltsamen Blubbergeräusche von sich gibt, wie man sie auf den Platten von 13th Floor Elevators finden kann, die psychedelischste aller Bands (mit Roky Erickson), die die Welt je hörte. Am heutigen Freitag wird der Jug von JJ Jones gespielt (der übrigens auch beim neu formierten Plan mitmischt), einer der drei vom Atelier Theremin, bei dem es dazu weitere hübsche Instrumente wie das Mixturtrautonium gibt und natürlich das Theremin, das welteinzigste Instrument, das mit den Händen gespielt wird, ohne dabei das Instrument wirklich zu berühren. Musikalisch ergibt das hörspielartige Atmosphären, am heutigen Freitag in der (architektonisch übrigens sehr reizvollen) Kapelle der Versöhnung gegenüber dem Mauermuseum an der Bernauer Straße. Eintritt frei. Mehr Krautrockvermächtnis: Conrad Schnitzler. Elektronikpionier. Ex-Tangerine-Dream. Seltsammusikkomponist. Am Samstag mit Wolfgang Seidel und Gen Ken Montgomery bei der „Suite nuit“ in der Parochialkirche.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen