piwik no script img

Kunst wird jetzt angeschraubt

Bochum dpa/taz ■ So richtig sichern kann ein Museum seine Schätze vor Diebstahl nicht. In Bochum hatten die Organisatoren bei der Ausstellung „Jüdische Perspektiven in der modernen Kunst“ auch mehr Angst vor Vandalismus. „Nur die mittelalterlichen Bibeln waren in ihren Vitrinen mit Kontakten gesichert“, sagt Pressesprecher Frank Schorneck. Ansonsten vertraue man stark auf die Aufsicht.

Angesichts des dreisten Überfalls auf das Osloer Munch-Museum sind die Sicherheitsvorkehrungen in den Musentempeln in aller Munde. Immer mehr Museen in Nordrhein-Westfalen vertrauen deshalb seit Jahren der stabilen Schraube. „Wenn wir Super-Sicherheitsbestimmungen einführen müssten, hätten wir nur noch Kopien im Museum hängen“, sagte Rainer Budde, der Direktor des Wallraf-Richartz-Museums in Köln. Auch im Düsseldorfer Museum Kunstpalast, wo zur Zeit afrikanische Künstler ausstellen, wird verschraubt. Mit der bisher sehr üblichen elektronischen Sicherung, die über einen Draht den Alarm auslöst, sei ein blitzschneller Diebstahl nicht zu verhindern, erklärte auch dort der Sprecher. Gegen Täter, die – wie in Oslo – bewaffnet seien, könne man sowieso nichts machen.

Die Versicherer sehen natürlich jetzt höheren Handlungsbedarf. „Dass Schwachstellen existieren ist klar, weil Kunstwerke schon häufiger entwendet worden sind“, sagt Bodo Sartorius, Vorstandsmitglied von AXA Art, einer der führenden Kunstversicherer in Köln. Gerade die brutale Aneignung von Kunst nehme weltweit zu. Für die normale Bedrohung seien die meisten Museen aber gut aufgestellt. Schwierig werde es, wenn der „Tagesbetrieb überwacht werden muss“. In Bochum hat man sich dazu eine einfache Variante einfallen lassen. Die Besucher werden bei bestimmten Ausstellungen nicht durch den Haupteingang ins Museum gelassen, sondern durch einen gesicherten Nebeneingang. „So wird der Weg zum ersten Kunstwerk länger“, sagt Museums-Pressesprecher Schorneck, und damit auch der Rückweg für eventuelle Diebe oder Vandalen und das schrecke erst einmal enorm ab. „Wenn aber ein Irrer ein Bild beschädigen will, kann man sich kaum wehren“, sagt Versicherungsexperte Sartorius. PEL

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen