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Delikate Nischenprodukte

In Brandenburg stellen viele kleine Betriebe Spezialitäten her, die es sonst nirgendwo gibt. Um den Vertrieb anzukurbeln, lassen sich Hersteller und auch das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft einiges einfallen. Die EU zahlt mit

von CHRISTINE BERGER

Die märkische Streusandbüchse ist unberechenbar. Mal empfängt einen das Berliner Umland mit Schnitzel und Pommes aus der Mikrowelle, mal landet man zufällig in einem Spezialitätenrestaurant und staunt über das gemütliche Intererieur etwa der Choriner „Immenstube“ in der Uckermark, wo Metbräu über den Tresen geht und Honigglasierte Barbarie-Entenbrust serviert wird. Alles vom Feinsten.

Delikatessen wachsen in Brandenburg nachgerade nicht auf Bäumen, sie sind zum Teil auch erst nach der Wende wieder entdeckt worden, so etwa die Weine vom Werderaner Wachtelberg, einem 58 hohen Hügel, auf dem sich gerade die Erntehelfer tummeln, um Müller-Thurgau, pilzresistente Regent- und Saphir- Trauben einzusammeln.

Von dort oben hat man einen guten Überblick über die Havel, und wer genau schaut, kann auch die gelben Sanddornbeeren erhaschen, die zur Plantage von Christine Berger (nicht die Autorin) gehören. Die umtriebige Geschäftsfrau hat in Petzow südlich von Potsdam vergangene Woche einen Spezialitätenmarkt eröffnet. Dort, auf dem Gelände der ehemaligen Tomaten-LPG, können jetzt nicht nur ihre Sanddorn-Produkte käuflich erworben werden, sondern auch rund 400 andere Brandenburger Spezialitäten, Buchweizenhonig etwa oder auch Preußensenf mit Wildkräutern.

Der Markt soll als Netzwerk, Ausstellungs- und Handelsplatz für Brandenburger Erzeuger, Handwerker, Kunstgewerbler und Künstler dienen.

Rund 473.000 Euro hat die Errichtung des Spezialitätenmarktplatzes gekostet, fast die Hälfte des Geldes kam von der EU und dem Land Brandenburg. Letzteres sieht in der Förderung der regionalen Spezialitäten nicht nur einen Gewinn an Arbeitsplätzen (sechs) sondern vor allem auch eine Türöffnerfunktion.

„Wir haben in Brandenburg Lebensmittel von hoher Qualität, etwa Zander oder Äpfel“, so Jens-Uwe Schlade, Pressesprecher des Brandenburger Ministeriums für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung. Dieses publik zu machen, sei ein wichtiges Anliegen des Landes. „Das Problem sind die geringen Mengen“, sagt Schlade und weist auf das Desaster mit der Expo 2000 hin. Dort sollten original Spreewaldgurken an Mann und Frau gebracht werden. Daraus wurde jedoch nichts, „weil die gesamte Jahresproduktion dafür nötig gewesen wäre“. Wachstum lässt sich eben nicht von oben verordnen.

Um die kleinen bis mittelständischen Betriebe beim Marketing und Vertrieb zu unterstützen, steht der vom Land und der EU geförderte Verein „Pro Agro“ auf dem Plan. Er sorgt dafür, dass die Spezialiätenhersteller auf Messen, etwa der Grünen Woche, vertreten sind und initiiert Vertriebsgemeinschaften. So etwa in der Uckermark, wo diverse Anbieter sich unter einem Dach versammelt haben, um sowohl von gemeinsamer Werbung als auch den Händlerkontakten zu profitieren.

Ausdrückliche Qualitätskriterien hat der Verein keine. „Kurze Transportwege und naturgereifte Produkte“ müssen es allerdings schon sein, so der Geschäftsführer von Pro Agro, Hans-Jürgen Kube. So heißt denn auch ein Wahlspruch des Vereins „Regional ist erste Wahl“. Davon können sich die Besucher des Spezialitätenmarktes ab sofort in Petzow überzeugen.

Der Spezialitätenmarkt im Frucht-Erlebnis-Garten: Fercher Str. 60, 15542 Werder, Ortsteil Petzow, Tel. (0 33 27) 4 69 10, www.sandokan.de, täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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