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Norweger meiden Wal

Die Walfänger bleiben auf dem Walfleisch sitzen: Schadstoffe und fader Geschmack vergraulen die Kunden

STOCKHOLM taz ■ Die diesjährige norwegische Waljagd ist vorbei. Von ihrer erlaubten Quote von 711 Zwergwalen haben 31 Walfangschiffe in den letzten Monaten 645 töten können. Die nicht ausgeschöpfte Quote wird mit ungünstigem Wetter begründet. Walforscher dagegen meinen, dass es am dezimierten Bestand liegt, wenn „zu wenig“ Wale vor den Harpunen der Jäger auftauchten.

Ein wirtschaftlicher Schaden muss das für die Fischer nicht werden. Das Fleisch ist nämlich sowieso kaum loszuwerden. In einigen Osloer Luxusrestaurants steht es zwar als exotisches Gericht pflichtschuldig auf der Speisekarte, und auf den Lofoten-Inseln, dem Zentrum des Walfangs, kann man es gar am nächsten Grill bekommen. Doch wer es einmal gegessen hat, lässt es meist damit gut sein. Es schmeckt meist trocken und recht fade. Außerdem verdirbt die Warnung der norwegischen Gesundheitsbehörde SNT den Appetit: Nach ihren Messungen haben sich im Walfleisch allerlei Umweltgifte bedenklich angereichert, vor allem Quecksilber. Besonders Schwangere und Stillende sollten daher Walfleisch meiden.

Die Walfänger halten diese Einstufung für Sabotage: „Das hat politischen Hintergrund“, sagt Jan Kristiansen, Vorsitzender des norwegischen Verbands der Zwergwalfänger. Man selbst habe „Professoren, die beweisen können, dass Walfleisch das Gesündeste ist, was man essen kann“.

Damit nicht genug. Gestern gab der Verband für Fischhandel die neuen Fangquoten bekannt: Danach sind 2004 immer noch 670 Zwergwale zum Fang freigegeben, obwohl das Ergebnis dieses Jahr deutlich niedriger war. Über das internationale Fangverbot setzt sich Norwegen damit sowieso hinweg.

REINHARD WOLFF

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