forensikplätze: Ein Doppelspiel
Die Faust schlägt gegen die Scheibe, dazu sein seltsames Lied: „Da wo ich geboren bin, will ich auch gestorben sein“. In der Straßenbahn weichen sie ihm aus. Erleichterung erst, als er torkelnd aussteigt. Am liebsten wäre man ihm nicht begegnet. Was macht der Draußen? Ist der nicht gefährlich? Wenig später stürzt sich einer nackt in den Brunnen – auch hier Drogen, Gebrüll. Dann Polizei.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Psychisch-sozial gestörte Straftäter – immerhin ein Drittel sind drogensüchtig – werden in den Maßregelvollzug eingewiesen. In forensische Kliniken. Und was jetzt der CDU-Innenpolitiker Peter Biesenbach fordert, wollen fast alle: Es gibt zu wenig Plätze, zu viele Ausreißer, es müssen neue Kliniken her.
Doch längst hat die Landesregierung klare Beschlüsse gefällt: Bis 2007 sollen an sechs Standorten Plätze für 470 Patienten geschaffen werden. Und obschon der Bedarf doppelt so hoch liegt, bläst jedem, der die Plätze will, Gegenwind ins Gesicht. Es greifen dann verständliche Ängste der Anwohner, die sich aber nicht zuletzt um die Abwertung ihrer Grundstücke, ums Image der Gemeinde sorgen.
Im Kommunalwahlkampf spielen die Volksparteien weiter Doppelrollen: Fordern mehr Plätze und lassen die Parteifreunde etwa in Duisburg gewähren, wenn die tönen, Forensiken noch zu verhindern.
Was ohnehin zu kurz kommt: Was wird aus dem Brüller, wenn er eingewiesen wird? Wem das egal ist, der darf sich auch nicht gegen die Kliniken wehren.
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