: Betr.: kinotaz nord
A
Angel Heart USA 1986, R: Alan Parker, D: Alan Marshall, Elliott Kastner
„Ein Privatdetektiv erhält Mitte der 50er Jahre den Auftrag, einen einstmals erfolgreichen Sänger aufzuspüren, mit dem sein Auftraggeber eine offene Rechnung begleichen will. Die Suche konfrontiert ihn mit der Welt der Schwarzen Magie und des Okkultismus, aber auch mit seiner eigenen schuldhaften Verstrickung in den Fall. Was als stilsichere Variation des klassischen Detektivfilms beginnt, entwickelt sich zu einem visionären Labyrinth, in dem Satan persönlich auf Seelenfang ist. Ein brillant inszenierter, aber äußerst blutrünstiger Film, der als Spiel mit der Suggestivkraft des Kinos fasziniert, als mögliche Reflexion über Glauben, Aberglauben, Okkultismus und Satanismusjedoch nicht ernst zu nehmen ist.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
The Atomic Cafe USA 1982, R: Kevin Rafferty, Jayne Loader / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein aus Werbe- und Propagandafilmen der 40er und 50er Jahre zusammengestellter Film zur US-Informationspolitik über die Verwendung von Atomwaffen. Seine satirische Wirkung gewinnt der Film aus der geschickten Montage. Es geht um Anleitungen zum Selbstbau eines Atombunkers, um Schutzmaßnahmen und Notfallübungen. So werden zum Beispiel Ausschnitte aus dem Lehrfilm ‚Duck and Cover‘ gezeigt, in denen empfohlen wird, sich zum Schutz vor einem Atomblitz unter dem Tisch zu verkriechen oder die Zeitung vor die Augen zu halten.“ (Metropolis) HH
Die Augen der Mumie Mâ Deutschland 1918, R: Ernst Lubitsch, D: Emil Jannings, Pola Negri / Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Der Künstler Alfred Wendland macht sich auf die Suche nach der Mumie Mâ, die lebende Augen besitzen soll. Am Grab der Mumie findet Wendland einen Wächter namens Radu vor. Der hat hinterlistig eine schöne Ägypterin in der Grabkammer versteckt, die der toten Mâ täuschend ähnlich sieht. Als Wendland den Betrug entlarvt, entführt er die Schöne nach Europa, wo sie bald als Tanz-Attraktion Erfolge feiert. Doch Radu folgt ihnen. Der Film war der erste Großfilm von Lubitsch und machte erstmals auf seine Regiekunst aufmerksam.“ (Kino 46) HB
B
Bolt – Ein Hund für alle Fälle USA 2008, R: Byron Howard, Chris Williams
„Einen Hund, der als Superheld einer Fernsehserie ein Mädchen beschützt und diese Fiktion für Realität hält, verschlägt es in die raue Wirklichkeit, als sein Frauchen entführt wird. Zusammen mit einer Straßenkatze und einem Hamster, der sich als sein größter Fan entpuppt, macht sich der Vierbeiner quer durch Amerika auf die Suche nach dem Kind. Der erste auch für eine 3D-Auswertung konzipierte Animationsfilm aus dem Hause Disney unterhält dank liebevoll entworfener Charaktere, hübscher Wortwitze und frecher Persiflagen und erteilt nebenbei anrührende, nicht allzu kitschige Lektionen in Sachen Freundschaft und Zusammenhalt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
C
Caótica Ana Spanien 2007, R: Julio Médem, D: Manuela Vellés, Charlotte Rampling
„Ana ist eine jugendliche Malerin, die in einer alternativen Madrider Künstlergemeinschaft die erste große Liebe erlebt, unter Hypnose plötzlich auf eine gewaltige Reinkarnationsgeschichte zurückblickt, daraufhin in die USA segelt, wo sie langsam ihre historische Sendung anzunehmen beginnt. So krude, hochtrabend und durcheinander, wie es klingt, ist es auch. Der Spanier Julio Medem (‚Die Liebenden des Polarkreises‘) am Tiefpunkt seiner Karriere.“ (tip) H
Captain Abu Raed Jordanien 2007, R: Amin Matalqa, D: Nadim Sawalha, Rana Sultan
„Abu Raed ist ein gebildeter Mann, doch das Leben hat ihm so übel mitgespielt, dass er sein Dasein als Reinigungskraft am Flughafen von Amman fristet. Die Kinder in seinem Stadtviertel halten ihn dagegen für einen Piloten, und so erzählt er ihnen regelmäßig von seinen Reisen. Als ein Nachbarsjunge in Not gerät, ist die Fantasie des alten Mannes auf ganz andere Weise gefragt … Es lag wohl nicht nur an der sensiblen Inszenierung, sondern auch an den traurigen Augen von Hauptdarsteller Nadim Sawalha, dass Amin Matalqas Kinodebüt beim Sundance Film Festival gefeiert wurde.“ (Cinema) HH
Caravaggio Großbritannien 1986, R: Derek Jarman, D: Nigel Terry, Sean Bean / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein außerordentlicher Maler-Film – aber gewiss nicht jedermanns Sache. Die Visionen des Malers und Filmregisseurs Derek Jarman über den Renaissance-Maler Caravaggio (1571–1610) sind so etwas wie eine fiktive Bilder-Psychoanalyse: Die Gemälde Caravaggios dienen dem Engländer Jarman als Schlüssel für dessen Charakter und Biographie. Aus den Bildern liest er ein Homosexuellendrama von Maler und Modell heraus. Jarman entwirft dabei eine Sado-Lasterwelt von der harten, einsamen Gossenpoesie eines Pasolini oder Genet. Dass Taschenrechner und Schreibmaschinen benutzt werden, dass moderne Zeitungen, Jeans und Motorräder vorkommen: Das sind frappierende Elemente, um den ,Zeit‘-Ausstattungspomp eines Historienschinkens (für den Jarman kein Geld hatte) zu verfremden.“ (Ponkie) HH
Claude Chabrol: Nada Frankreich/Italien 1973, R: Claude Chabrol, D: Fabio Testi, Maurice Garrell
„Nachdem eine Anarchistengruppe den amerikanischen Botschafter aus einem Pariser Bordell entführt hat, kommt es zur unaufhaltsamen Eskalation von Gewalttätigkeiten zwischen den Kidnappern und der Staatsgewalt, wobei beide Parteien jenseits aller Vernunft in pathologische Verhaltensweisen verfallen. Umstrittene Polit-Parabel von Claude Chabrol.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
D
Death Watch – Der gekaufte Tod Deutschland/Frankreich 1979, R: Bertrand Tavernier, D: Romy Schneider, Harvey Keitel
„Bertrand Taverniers ‚Death Watch – Der gekaufte Tod‘ spielt in einer zukünftigen Welt, die keine Krankheiten und keinen Tod mehr kennt. Harry Dean Stanton als TV-Produzent wittert die Quote und manipuliert Romy Schneider. Die Gesunde glaubt sich tödlich erkrankt und verkauft dem Sender das Recht auf ihre letzten Tage. Auf der Flucht – Teil ihres Plans – hilft ihr Harvey Keitel. Verliebt schaut sie in seine verliebten Augen. Hinter denen arbeitet der Apparat. Die voyeuristische Kamera wird hier zum Täter in einer ähnlichen Horrorvision wie Michael Powells Klassiker ‚Peeping Tom‘.“ (taz) HB
Derek Großbritannien 2008, R: Isaac Julien / Originalfassung mit Untertiteln
Isaac Julien war als Medienkünstler schon auf der Documenta vertreten, nun hat er in Derek Jarman, dem 1994 gestorbenen britischen Experimentalfilmer, Maler und Gärtner das geeignete Thema für seinen neuen Dokumentarfilm gefunden. ‚Derek‘ ist selbst ein Kunststück, denn es basiert auf einer Hommage, die Tilda Swinton, eine von Jarmans Lieblingsschauspielerinnen, 2002 für den toten homosexuellen Freund geschrieben hat. ‚Derek‘ ist eine der schönsten Liebeserklärungen des Kinos – und Filmgeschichtsschreibung dazu.“ (Frankfurter Allgemeine) HH
Django: Mátalo (Willkommen in der Hölle)Italien 1971, R: Cesare Canevari, D: Lou Castel, Corrado Pani / Englische Fassung ohne Untertitel
„Eine Bande verkommener Banditen versteckt sich nach einem Überfall in einer verlassenen Stadt. Das erbeutete Gold führt zum Misstrauen unter den drei Gesetzesbrechern. Ebenso, dass die Partnerin des geistigen Anführers der Clique sich mit ihnen verschanzt hat. Verroht und triebhaft fallen sie über sich und andere her. Das Erscheinen eines Fremden, der nicht an den solzialdarwinistisch motivierten Gebrauch der Schusswaffe glaubt, führt zur vollständigen Eskalation der Lage. Ausgefallene modische Ideen, progressiv, rockige Filmmusik und Extravaganzen, wie den Gebrauch von Bumerangs führen zur Erkenntnis: ‚Matalo ist eigentlich gar kein Western; er ist irgend etwas ganz anderes.‘ (Christian Kessler)“ (b-movie) HH
Die drei ??? – Das verfluchte Schloss Deutschland 2009, R: Florian Baxmeyer, D: Chancellor Miller, Nick Price
„Schon bevor das erste Kinoabenteuer der drei Jungdetektive („Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel“) über die Leinwand flimmerte, war klar, dass Regisseur Florian Baxmeyer auch Teil zwei inszenieren würde. Die fast eine Mio. Besucher des ersten Teils gaben der Entscheidung recht. Dabei kann sich Baxmeyer gegenüber dem ersten Versuch sogar noch deutlich steigern: Die Figuren funktionieren, das Drehbuch ist stimmig, und die 93 Minuten vergehen dank ordentlicher Action, viel Fun und ein bisschen Suspense wie im Flug.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Die dünnen Mädchen Deutschland 2008, R: Maria Teresa Camoglio
„Dokumentarfilm über acht magersüchtige junge Frauen, die in einer Spezialklinik von ihrer selbstzerstörerischen Krankheit loskommen wollen. In der Begegnung mit den Anorexikerinnen setzt die kunstsinnige Inszenierung primär auf arrangierte Elemente wie einen Flamenco-Kurs, der zur bildmächtigen Metapher für die Krankheit wie ihre Heilung wird. Der bestechende, lebensbejahende Film zeigt dank seiner klugen Dramaturgie den steinigen Weg der Süchtigen zum Kern ihres Leidens und macht deren unzugängliche Gefühle nacherlebbar.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
E
El Topo Mexiko 1971, R: Alejandro Jodorowsky, D: Alejandro Jodorowsky, Brontis Jodorowsky
„Als Kind wurde der aus Chile stammende Filmemacher Alejandro Jodorowsky von seiner Mutter immer mit seiner eigenen, zu transparentem Hartgummi getrockneten Nabelschnur geschlagen. Und nach jedem Gebrauch machte sie einen Knoten in die Schnur, damit es beim nächsten Mal noch etwas weher tat, ihm und ihr. In Jodorowskys drittem Film ‚El Topo‘ lässt der schwarze Reiter El Topo (gespielt von Jodorowsky selbst) gleich in der ersten Einstellung seinen Sohn das Bild der toten Mutter im Sand vergraben, bevor sie sich zu zweit auf den Weg ins Ungewisse machen. Visuell ist Jodorowsky ein Verschwender, die Dekadenz, mit der er seine pittoresken Fantasien inszeniert, hat dieselbe Wucht wie seine rauschhafte Umsetzung opulenter Themen: Manie, Religiosität, Sex, Tod, Bestimmung, Gewalt, Verdammnis, Erlösung.“ (taz) HH
Er steht einfach nicht auf Dich USA 2008, R: Ken Kwapis, D: Scarlett Johansson, Drew Barrymore
„Beziehungskomödie, die auf dem Bestseller der ‚Sex & The City‘-Autoren Greg Behrendt und Liz Tucillo beruht. Hollywood-Frohnatur Drew Barrymore produzierte diesen oft vergnüglichen Episodenfim über drei verkorkste Paare in Baltimore. Das frisch aufspielende Ensemble besteht aus Stars und tollen Newcomern. Bloß, dass alles sehr fernsehhaft aussieht und am Ende ein Happy-End ums andere ausgemalt werden muss, nervt ein bisschen.“ (tip) H, HB, HH, HL, OL
The Fall Indien/Großbritannien/USA 2006, R: Tarsem Singh, D: Lee Pace, Catinca Untaru
„In einem Krankenhaus im Los Angeles der 1920er-Jahre erzählt der querschnittsgelähmte Stuntman Roy seiner kleinen Mitpatientin Alexandria eine Abenteuergeschichte um einen ‚maskierten Rächer‘, der mithilfe tapferer Männer einen Tyrannen beseitigen will. Allerdings entpuppt sich Roy nicht als harmloser Märchenonkel, vielmehr will er mit seiner Erzählung das Mädchen manipulieren, denn die Kleine soll ihm, der durch die Untreue seiner Liebsten den Lebensmut verloren hat, einen tödlichen Gefallen tun. Eine bildgewaltige Reflexion über die ambivalente Kraft der menschlichen Phantasie.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH
Das Familiengeheimnis (Higinge famiri) Japan1992, R: Mizutani Toshiyuki, D: Nagatsuka Kyozo, Nahao Mie / Originalfassung mit Untertiteln
„Der Ehemann hat Fahrerflucht begangen, seine Frau besteht darauf, das ‚Tatwerkzeug‘ Auto im Wohnzimmer in seine Bestandteile zu zerlegen. Das Vertuschen des vermeintlichen Verbrechens schweißt alle wieder zusammen.“ (Japanisch-Deutsche Kulturinitiative) HB
Flamenco mi vida Deutschland 2008, R: Peter Sempel
„‚Flamenco Mi Vida‘ ist, wie der eher Abgeschmacktes erwartbar machende Titel deutlich macht, ein Film über Flamenco. Doch so ‚richtig‘ Dokumentarfilm natürlich nicht. Informieren tut man sich über Ursprünge, Formen und Stars des Flamenco besser woanders. Hier kann man sie stattdessen erleben. Von Sevilla bis Yokohama folgt Sempel der Spur einer Leidenschaft, filmt Profis, Schüler, Afficianados. Und setzt dabei nicht einfach Schritt auf Schritt. Der Flamenco ist schließlich kein Standardtanz, sondern ein Zustand, ein Gefühl. Wie mitreißend das sein kann, genau das zeigt Sempel.“ (taz) HH
Freitag der 13. USA 2009 D: Marcus Nispel, D: Jared Padalecki, Danielle Panabaker
„Das Erfolgsteam hinter dem ‚Texas Chainsaw Massacre‘-Remake verabreicht einer weiteren Ikone des Slasher-Kinos eine Frischzellenkur. Seit Blockbuster-Garant Michael Bay (‚Transformers‘) 2003 mit einer durchgestylten Neuauflage vom ‚Texas Chainsaw Massacre‘ für Furore sorgte, fabriziert seine Produktionsfirma Platinum Dunes Horrorklassiker-Remakes am laufenden Meter. Nach ‚Amityville Horror‘ und ‚The Hitcher‘ holt Bay jetzt mit ‚Massacre‘-Regisseur Marcus Nispel die legendäre Slasher-Filmreihe ‚Freitag der 13.‘ aus der Versenkung.“ (Cinema) H, HB, HH, KI, OL
35 Rum Frankreich/Deutschland 2008, R: Claire Denis, D: Alex Descas, Mati Diop
„Ein aus Guadeloupe stammender Zugführer und seine erwachsene Tochter führen ein harmonisches Leben in einem Pariser Arbeitervorort. Nur gelegentlich kommt es zu Auseinandersetzungen, wenn es um den Auszug der Tochter aus der gemeinsamen Wohnung geht. Dann aber flackert die Angst auf, dass der andere für immer verloren wäre und deshalb keiner den Mut aufbringe, loszulassen. Ein leiser, intensiver Film, hinter dessen vordergründiger Freundlichkeit sich latente (Lebens-)Angst offenbart, wobei er zugleich signalisiert, dass man sich seinen Ängsten stellen muss.“ (filmdienst) HH
G
Geliebte Clara Deutschland/Frankreich 2008, R: Helma Sanders-Brahms, D: Martina Gedeck, Pascal Greggory
„‚Geliebte Clara‘ klimpert unbeholfen auf der Klaviatur der ganz großen Gefühle. Die Regisseurin Helma Sanders-Brahms (‚Deutschland, bleiche Mutter‘) macht aus der Dreiecksbeziehung zwischen dem Komponisten Robert Schumann, seiner Frau Clara und seinem Protegé Johannes Brahms ein historisches Kammer- und Jammerspiel, in dem die Schauspieler Pascal Greggory, Martina Gedeck und Malik Zidi vergeblich in die Tasten hauen. Nicht einmal der Rhein, in den sich Schumann aus Verzweiflung stürzt, wirkt mitreißend, sondern wird eher wie ein bescheidenes Rinnsal ins Bild gesetzt.“ (Der Spiegel) HB
Das Glück UdSSR 1934, R: Alexander Medwedkin, D: Pjotr Sinowjew /Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Die Ausbeutung eines Bauernpaares durch Großgrundbesitzer und Popen endet erst nach der Oktoberrevolution durch die Einführung der Kolchosen-Wirtschaft. Chaplineske Stummfilmkomödie , die ihre politische Botschaft mit satirischem Witz und filmischem Raffinement vermittelt. Erster Kinofilm des sowjetischen Regisseurs Aleksandr Medwedkin, von S. M. Eisenstein hochgelobt, aber bei Kritik und Publikum seinerzeit wenig erfolgreich. Inszenatorisch bedient sich der Film der Mittel der Farce und der Burleske, nimmt Anleihen beim Surrealismus und beim Expressionismus. Er gilt als einer der originellsten Filme des sowjetischen Kinos.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Gran Torino USA/Australien 2008, R: Clint Eastwood, D: Clint Eastwood, Christopher Carley
„Ein alter ehemaliger Fließbandarbeiter lebt voller Vorurteile in einer Vorstadtsiedlung, die in der Hand eingewanderter Hmong-Asiaten ist. Belastet durch Erinnerungen an den Korea-Krieg, wird er mit einer örtlichen Gang konfrontiert und erntet die Dankbarkeit einer Hmong-Familie, wobei ihn sein Sinn für Integrität und Gerechtigkeit in einen Verteidiger der Wehrlosen verkehrt. Clint Eastwood lässt die bittere Geschichte weder im Porträt eines verbiesterten, sich selbst läuternden Mannes noch in einer emotionalen Rachegeschichte versanden, findet vielmehr zahlreiche Zwischentöne bis zur Selbstparodie, die sowohl die Hauptfigur als auch das soziale Umfeld zum Anfassen glaubhaft machen.“ (filmdienst) H, HB, H,H HL, KI, OL
H
Hexe Lilli – Der Drache und das magische Buch Deutschland/Österreich 2008, R: Stefan Ruzowitzky, D: Alina Freund, Sami Herzog
„Verfilmung der beliebten Knister-Bücher, in denen ein kleines Mädchen mit Hilfe eines Drachens und eines Zauberbuches den Kampf gegen einen finsteren Zauberer aufnimmt. Regisseur Stefan Ruzowitzky, der schon fast jedes Genre bedient hat (‚Die Siebtelbauern‘, ‚Anatomie‘, ‚Die Fälscher‘), erweist sich auch im Bereich Kinderfilm/Fantasy als äußerst sattelfest. Die Effekte werden wohl dosiert eingesetzt. Neben Alina Freund, die der Titelheldin nicht nur optisch verblüffend ähnlich sieht, sondern deren Charakter förmlich absorbiert, sorgen Komiker Michael Mittermeier als originelle Stimme des Drachen Hektor und Ingo Naujoks als Hieronymus für Witz, Tempo und Spannung.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Hilde Deutschland 2009, R: Kai Wessel, D: Heike Makatsch, Dan Stevens
„‚Hilde‘ beleuchtet die Zeitspanne zwischen 1943 und 1966 im Leben der Diva Hildegard Knef und zeigt die unterschiedlichen und wichtigsten Lebensstationen des Weltstars. Von Berlin über Hollywood, bis nach London und zurück nach Berlin, stets im Kontext des Zeitgeschehens, zeichnet Regisseur Kai Wessel (‚Die Flucht‘, ‚Martha Jellnek‘) ein authentisches Bild der Künstlerin. Schauspielerin Heike Makatsch überzeugt als ‚Hilde‘ und zeigt deren Allüren und Stärke, aber auch ihre Verletzlichkeit.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Hinter Kaifeck Deutschland 2009, R: Esther Gronenborn, D: Benno Fürmann, Alexandra Maria Lara
„1922 wurden die sechs Bewohner eines oberbayerischen Einödhofs brutal ermordet. Das nie aufgeklärte Verbrechen inspirierte nicht nur Andrea Maria Schenkel zu ihrem Krimibestseller ‚Tannöd‘, sondern bildet auch die Grundlage für diesen Mystery-Thriller. Benno Fürmann spielt einen Fotografen, der Jahrzehnte später von Visionen und Albträumen geplagt wird, die mit dem Mordfall zu tun haben. Gruseliger als die umständliche Inszenierung sind die Logiklöcher des Drehbuchs.“ (Cinema) HH
Das Hundehotel USA 2008, R: Thor Freudenthal, D: Emma Roberts, Jake T. Austin
„Nachdem die beiden Waisenkinder Andi und Bruce ein verlassenes Hotel zu einer Unterkunft für streunende Hunde hergerichtet haben, müssen sie sich allerhand einfallen lassen, um ihre exzentrischen Gäste bei Laune zu halten. Die Ideenvielfalt, mit der die rasant und liebevoll inszenierte Story aufwartet, ist erstaunlich – für eine Bulldogge mit manischem Kaubedürfnis etwa wird ein Schuhspende-Automat erfunden. Die Dreharbeiten mit Dutzenden von Hunden bedeuteten eine zusätzliche Herausforderung für Regiedebütant Thor Freudenthal, der seine vierbeinigen Darsteller aber trotzdem zu einer glaubwürdigen Performance führen konnte.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
I
The Inner Glow of Things USA/Deutschland 2002, R: Felix Herzogenrath, D: Bruce Ross, Norm Golden / Originalfassung ohne Untertitel
„Nach E.T.A. Hoffmanns ‚Der Sandmann‘: Der Wissenschaftler Nathanael glaubt, entgegen aller Theorie, an die Seele in der Maschine und versucht, diese durch Versuche mit Fernsehern auf eine Videokassette zu bannen. Nach einem erfolgreichen Experiment trifft er auf dem Ball seines Chefs Dr. Coppelius eine mysteriöse Witwe, die seine Theorie der beseelten Maschine zu bestätigen scheint. Er glaubt, dass sie ein Roboter ist, der durch ihn Gefühle entwickelt. Begeistert von seiner Entdeckung und durch die Romantik geblendet, vernachlässigt er die Beziehung zu seiner Frau Clara, die hinter die Geschehnisse kommt und ihn damit konfrontiert.“ (Kino 46) HB
Issiz adam – Einsam Türkei 2008, R: Cagan Irmak, D: Melis Birkan, Cemal Hunal / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein erfolgreicher Yuppie in Istanbul erobert nach hartnäckigem Werben und dank seiner Kochkunst das Herz einer selbstbewussten junge Frau, dann droht ihre Beziehung an seiner Bindungsangst zu scheitern. Ein gradlinig inszenierter Kinohit aus der Türkei, über weibliche Emanzipation, männliche Verunsicherung, und den inneren Konflikt zwischen der Sehnsucht nach familiärer Geborgenheit und individuellem Freiheitsdrang.“ (tip) BHV, H, HB, HH, KI
J
Der Ja-Sager USA 2008, R: Peyton Reed, D: Jim Carrey, Zooey Deschanel
„Spaßmacher Jim Carrey versinkt im Chaos, weil er es jedem recht machen will. Miesepeter Carl lässt sich von einem kalifornischen Guru zum Optimisten umpolen. Weil er fortan über alles begeistert sein muss, lernt er Koreanisch, um den Text eines Flugblatts zu verstehen, hält still, als die Nachbar-Omi ihm einen Blowjob verpasst. Über solche Gags kann man nur bedingt lachen. Dazu kommen zwei weitere Probleme: Der Film kupfert schamlos das Muster von Carreys Hit ‚Der Dummschwätzer‘ ab, ohne dessen Niveau zu erreichen. Und mittlerweile ist der Comedian 47 Jahre alt. Durch die auffälligen Falten bekommen seine Grimassen, die er immer noch meisterlich beherrscht, einen peinlichen Beigeschmack. Das Benehmen eines Halbwüchsigen passt da nicht mehr.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
K
Der Knochenmann Österreich 2009, R: Wolfgang Murnberger, D: Josef Hader, Josef Bierbichler
„Der Knochenmann“ verarbeitet im Keller seines Gasthofs die Überreste seiner vielgerühmten Brathendl zu Tiermehl - und jagt nebenbei auch menschliche Gebeine durch das Mahlwerk. Josef Bierbichler spielt den steirischen Wirt als monströsen Phlegmatiker, dem der Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader) auf die Spur kommt. Nach „Komm, süßer Tod“ und „Silentium“ gibt der österreichische Kabarettist Hader nun zum dritten Mal den melancholischen Ermittler, den Krimi-Autor Wolf Haas in bislang sechs Romanen zur Kultfigur machte. Hader, Haas und Regisseur Wolfgang Murnberger haben eine furiose Komödie geschaffen, in der Lachen und Grausen, romantische Liebe und blutiger Horror oft kaum zu trennen sind.“ (Der Spiegel) HB, HH, HL
M
Marley & Ich USA 2008 R: David Frankel, D: Owen Wilson, Jennifer Aniston
„‚Marley & Ich‘ hat gleich drei blonde Stars zu bieten: einen Labrador sowie Jennifer Aniston und Owen Wilson. Die Schauwerte stimmen also; inhaltlich ist das Werk so komplex wie ein Hundefutter-Werbespot, allerdings deutlich länger (115 Minuten). Aniston und Wilson spielen ein Journalistenpaar in Florida, Hund Marley dient als Ersatzkind, das sich allen halbherzigen Erziehungsversuchen fröhlich widersetzt. Regelmäßig demoliert das sabbernde Monster die Wohnung und frisst auch schon mal eine teure Halskette oder den Anrufbeantworter. Das Chaos steigert sich noch, als die Familie wächst. Die rührselige Komödie von Regisseur David Frankel (‚Der Teufel trägt Prada‘) wirkt wie ein Märchen aus einer anderen Zeit: Floridas Wirtschaft boomt, Journalisten werden mit Gehaltsverdopplungen belohnt, Mutti bleibt brav zu Hause, und obwohl im Film 13 Jahre vergehen, altern die beiden menschlichen Hauptdarsteller überhaupt nicht. Wau!“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, H,H HL, KI, OL
Menschen, Träume, Taten Deutschland 2007, R: Andreas Stiglmayr
„Was passiert, wenn man genau dahin geht, wo die Sehnsucht hin will? Andi Stiglmayr (‚Der bayerische Rebell‘) hat die Ökosiedlung Sieben Linden besucht und einige Bewohner zu ihren Alltagserfahrungen und Visionen befragt. Sein beeindrukkend ehrlicher Film zeigt die Glücksmomente und Widersprüche, die entstehen, wenn Menschen versuchen, im Einklang mit sich und der Natur zu leben.“ (Cinema) HH
Milk USA 2008, R: Gus Van Sant, D: Sean Penn, Emile Hirsch
„Spielfilm über das Leben und die politische Karriere von Harvey Milk, der in den 1970er-Jahren zum ersten offen bekennenden homosexuellen Stadtverordneten der USA wurde, wenige Jahre später aber einem Attentat zum Opfer fiel. Das geschickt mit den Zeitebenen spielende Bio-Pic über eine charismatische Persönlichkeit, die den Idealismus der Gay-Rights-Bewegung mit politischem Pragmatismus verband. Durch den wechselseitigen Bezug von Privatem und Politischem entsteht nicht nur ein eindrucksvolles Zeitbild, sondern auch ein überzeugendes Porträt, das Milk nicht auf ein Podest hebt, ihm und anderen mutigen Aktivisten der 1970er-Jahre aber ein würdiges Denkmal setzt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
Mögen sie in Frieden Ruhen (Requiescant in Pace) Italien 1968,R: Carlo Lizzani, D: Lou Castel, Mark Damon
„Als einziger Überlebender eines Gemetzels an 100 mexikanischen Rebellen wird ein kleiner Junge von einer frommen Familie aufgenommen und wächst dort auf. Als junger Mann (Lou Castel) wird er wegen seines priesterhaften Auftretens und der Angewohnheit, Bibelstellen zu zitieren Requiescant genannt. Düster und bizarr ist der Weg zur Erkenntnis über seine eigentliche Herkunft und es folgt die Wandlung zum Erlöser der Toten. Auf diesem streckenweise sehr surrealen Trip begegnet er u.a. einer mexikanischen Partisanenbande, deren Anführer Don Juan (Pier Paolo Pasolini), ein militanter Priester ist.“ (b-movie) HH
Mord ist mein Geschäft, Liebling Deutschland 2008 , R: Sebastian Niemann, D: Rick Kavanian, Nora Tschirner
„Auftragskiller Toni hat sich beim letzten Job verliebt, hat jetzt aber erstmal die Mafia am Hals. Keinohrhäschen Nora Tschirner spielt wieder die Rolle, die wohl ihr Markenzeichen werden wird: verschusselte Unschuld plus kokette Kessheit. Sie schenkt einem Film, der durch die Genres (Klamotte, Screwball-Komödie, Krimiparodie) taumelt und nicht so genau weiß, wo er hin will, liebenswerten Charme. Hauptopfer dieser kruden Mixtur ist Rick Kavanian, der als Killer eine smarte Screwball-Figur verkörpern soll und gar nicht der fulminante Comedian sein darf, als den man ihn kennt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Nacht vor Augen Deutschland 2008, R: Brigitte Maria Bertele, D: Hanno Koffler, Petra Schmidt-Schaller
„Ein junger deutscher Zeitsoldat, der traumatisiert von seinem Einsatz in Afghanistan zurückkehrt, lebt seinen Selbsthass und seine widersprüchlichen Gefühle an seinem achtjährigen Halbbruder aus, dessen kindliche Weichheit er verachtet. Mit martialischen Methoden will er ihn zum ‚Mann‘ machen. Als sein Verhalten immer auffälliger wird, muss er sich einer Zwangsbehandlung unterziehen. Ein emotional aufgeladenes Drama, das nach einem holprigen Anfang zunehmend an Glaubwürdigkeit gewinnt; der überzeugende Darsteller vermittelt dabei überzeugend die seelischen Nöte seiner Figur.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Night on Earth USA 1991, R: Jim Jarmusch, D: Winona Ryder, Gena Rowlands, Armin Müller-Stahl / Originalfassung mit Untertiteln
„Fünf aneinander gereihte Episoden aus Los Angeles, New York, Paris, Rom und Helsinki, wo zur selben Zeit Menschen ein Taxi besteigen und dabei die seltsamsten Geschichten erzählen oder erleben. Jim Jarmusch entwirft in durchgängig lakonischem Grundton Momentaufnahmen fernab jeden Hollywood-Glamours; eine entspannende, kurzweilige Fingerübung, ebenso bescheiden wie sympathisch.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
96 Hours Frankreich 2008, R: Pierre Morel, D: Liam Neeson, Maggie Grace
„Liam Neeson spielt einen US-Geheimagenten im Ruhestand, dessen 17-jährige Tochter von albanischen Menschenhändlern entführt, unter Drogen gesetzt und als Sexsklavin meistbietend versteigert wird. Im Alleingang, mit all seinen im Staatsdienst gelernten kampftechnischen Mitteln, macht der Vater rambo-mäßig alle Schurken nieder. Harter Stoff für Actionfans. Französischer Kino-Abklatsch der TV-Serie ‚24‘.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Nur ein Sommer Deutschland/Schweiz 2008, R: Tamara Staudt, D: Anna Loos, Stefan Gubser
„Auf dem deutschen Arbeitsmarkt nicht gebraucht zu werden, damit findet sich die tatkräftige und attraktive Eva (Anna Loos) nicht ab und verdient sich den Sommer über auf einer Schweizer Almhütte Geld als Melkerin. Von der ostdeutschen Plattenbausiedlung geht es also in die alpine Bergwelt, wo der Alm-Alltag indes eher derb und anstrengend denn idyllisch ist. Mit der Zeit gewinnt die resolute junge Frau jedoch den Respekt und die Zuneigung ihres granteligen Arbeitgebers. Harmlose romantische Komödie um einen deutschen „Wirtschaftsflüchtling“, die in bildgewaltigem Heimatfilm-Ambiente zwar nicht über Niveau, aber durchaus charmant unterhält.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH
O
Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat USA 2008, R: Bryan Singer, D: Tom Cruise, Kenneth Branagh
„Solider Thriller rund um das spektakuläre Attentat auf Adolf Hitler, das Oberst Claus Graf von Stauffenberg und seine Mitverschwörer am 20. Juli 1944 verübten. Der Film zieht seine Spannung in der ersten Hälfte aus den Diskussionen im Widerstandskreis. In der zweiten Hälfte erzeugt Regisseur Bryan Singer den gesteigerten suspense, indem er minutiös erzählt, wie knapp Mordanschlag und Machtübernahme scheiterten. Getragen wird ‚Operation Walküre‘ von einem hervorragenden Ensemble britischer Schauspieler (Bill Nighy, Kenneth Branagh, Tom Wilkinson, Terence Stamp), in dem der zurückhaltend agierende Hollywoodstar Tom Cruise als Stauffenberg nur selten unangenehm auffällt.“ (tip) HB, HH
P
Peeping Tom (Augen der Angst) Großbritannien 1959, R: Michael Powell, D: Karlheinz Böhm, Anna Massey
„Ein psychopathischer Kameramann fotografiert die Angst junger Mädchen, bevor er sie, mit einem im Stativ eingebauten Messer, ermordet. Doppelbödiger Thriller, der zu seiner Entstehungszeit einen Skandal auslöste und die Karrieren von Karlheinz Böhm und Regisseur Powell schlagartig beendete. Rückblickend gesehen ein erstaunlich moderner Film über den Zusammenhang von Schaulust, Todessehnsucht und sexueller Neurose.“ (Lexikon des internationalen Films) HB
The Pervert‘s Guide to Cinema Großbritannien/Österreich 2006, R: Sophie Fiennes
„Die kinotheoretische Dokumentation von 150 Minuten wurde von Sophie Fiennes, der Schwester der Schauspieler Ralph und Joseph, inszeniert. Auf erfrischende, intelligente und oft lakonische Weise präsentiert Zizek, was das Kino mit dem Zuschauer macht, geht substanziell auf die Handlungen ein und spannt nebenbei auch noch einen Bogen über die Filmgeschichte. Zitiert werden Filme wie ‚James Whales Frankenstein‘, ‚Der Exorzist‘, ‚Stanley Kubricks Dr. Seltsam und sein letztes Werk‘, ‚Lost Highway‘, ‚Blue Velvet‘ sowie ‚Fight Club‘.“ (Blickpunkt:Film) HH
R
Recovery – Wie die Seele gesundet Schweiz 2008, R: Dieter Gränicher / Originalfassung mit Untertiteln
„Was brauchen psychisch kranke Menschen, um ein zufriedenes und hoffnungsvolles Leben führen zu können oder zu gesunden? Wie lässt sich der negative Einfluss einer Erkrankung überwinden, obwohl sie weiterhin anhält? Das ‚Recovery-Konzept‘, entstanden in den USA und Neuseeland, ist dem auf der Spur. Dieter Gränichers Film zeigt klar: Eine psychische Krankheit ist kein Grund, die Hoffnung aufzugeben. Gleich wie die Diagnose lautet, Gesundung ist möglich! Nach ‚Seelenschatten‘, seinem vieldiskutierten Film über Depression, liegt nun mit ‚Recovery‘ erneut eine sensible und mitreißende Dokumentation vor, ein Film, der Mut macht!“ (Pressetext) H
Die Reise zum Mittelpunkt der Erde USA 2008, R: Eric Brevig, D: Brendan Fraser, Josh Hutcherson
„Zwar hat Regisseur Eric Brevig, ein Spezialist für Spezialeffekte, die klassischen Illustrationen der Buchausgaben akribisch nachempfunden. Gleichwohl bleibt seine sehr freie Adaption des Abenteuerromans von Jules Verne ganz der Oberfläche verhaftet. Denn kein verschrobener Hamburger Gelehrter macht sich hier auf den Weg ins Erdinnere, um dort an die Grenzen menschlicher Erkenntnis zu stoßen. Statt dessen führt, als moderner Geologe im Muscle Shirt, der „Mumien“-Star BrendanFraser die unterirdische Rutschpartie mit dem Drive eines akademischen Drittmitteleinwerbers an.“ (tip) DEL, H, HB, H, HL, KI, OL
Der rosarote Panther 2 USA 2009, R: Harald Zwart, D: Steve Martin, Jean Reno
„US-Komiker Steve Martin schlüpft zum zweiten Mal in die Rolle des legendären Inspektor Clouseau. Das Original aus den Sechzigern mit Peter Sellers bleibt weiter unerreicht, aber diesmal macht Steve Martin seine Sache schon wesentlich besser. Es gibt drei hochkomische Slapstick-Nummern (unter anderem im Schlafzimmer des Papstes), viele blöde Witze und einen großartigen John Cleese als Chefinspektor Dreyfus. Im letzten Drittel geht dem Film allerdings die Puste aus. Die Handlung (Clouseau jagt Diamantendieb) ist natürlich weitgehend überflüssig und nur Vorwand für Blödsinn in jeder Preisklasse.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Der seltsame Fall des Benjamin Button USA 2008, R: David Fincher, D: Brad Pitt, Cate Blanchett
„Ein langer Film über das Sterben im Gewande einer epischen Romanze, deren Titelheld (Brad Pitt) im Körper eines Greises zur Welt kommt und diese rückwärts alternd als Säugling wieder verlassen muss. Dazwischen liegen achtzig Jahre voller wunderlicher Expeditionen um den Globus, durch das Labyrinth des Schicksals und direkt in das menschliche Herz, die Regisseur David Fincher mit profunder Melancholie und unfassbar subtilen Spezialeffekten inszeniert. Ein modernes Märchen, unvergesslich und unverzichtbar.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
Shopaholic – Die Schnäppchenjägerin USA 2009, R: P. J. Hogan, D: Isla Fisher, Hugh Dancy
„Es gibt Leute, für die der Kauf schöner Kleidung eine Art Hobby ist. Für Rebecca Bloomwood hingegen ist Shopping ein Muss. Deshalb hat sie neben Bergen von Kleidern auch Berge unbezahlter Rechnungen. Und auf denen sitzt sie erstmal fest - denn ihren Job ist sie auch gerade losgeworden. Aus den sieben Bergen dieses Schlamassels befreit sie aber schon bald ein gut aussehender Märchenprinz. Knallbuntes Modefest in the City ohne Sex - so bleibt‘s Walt-Disney - und kindgerecht. Dazu passend sehen auch die Darsteller aus wie charakteristisch überzeichnete Trickfiguren. Ein Film klebriger als Zuckerwatte.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Sieben Tage Sonntag Deutschland 2007, R: Niels Laupert, D: Ludwig Trepte, Martin Kiefer
„Sieben Tage Sonntag, das sind sieben Tage ohne Arbeit. Langeweile und Perspektivlosigkeit definieren das Leben der Jugendlichen in einer heruntergekommenen Plattenbausiedlung. Bis zwei von ihnen eine verhängnisvolle Wette abschließen: Sie wollen einen Menschen töten. Einfach so. „Der Nächste muss dran glauben.“ Der auf realen Ereignissen basierende Debütfilm zeigt das Unfassbare aus der Sicht der Täter. Es gibt keine Erklärungen und kein Motiv. Nur emotionale Kälte.“ (Cinema) HB, KI
Slumdog Millionär Großbritannien/USA 2008, R: Danny Boyle, Loveleen Tandan, D: Dev Patel, Freida Pinto
„Danny Boyle ist mit seinem unter schwierigsten Umständen in Indien gedrehten Film über zwei Brüder, die der Armut in Mumbai entfliehen wollen, ein großer Wurf gelungen. Die Globalisierungsversion von Charles Dickens‘ „Oliver Twist“, in der „Wer wird Millionär?“ clever als Rahmenhandlung dient, bietet einen beklemmenden Blick auf Mittellosigkeit und Elend, ist aber doch stets erfüllt vom nicht zu bändigenden Enthusiasmus der Hauptfigur, deren Leben in einem Rausch von Farben und Klängen vor dem Zuschauer vorüberzieht - Bollywood made in the West. Unwiderstehlich gut.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL
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Twilight – Biss zum Morgengrauen USA 2008, R: Catherine Hardwicke, D: Kristen Stewart, Robert Pattinson
„Twilight – Biss zum Morgengrauen“ zeigt eine Gruppe von Vampiren, die so mitleiderregend bleich aussehen, dass der Kinozuschauer sofort den Impuls verspürt, Blut für sie zu spenden. Catherine Hardwickes Adaption des Romanbestsellers von Stephenie Meyer ist ein völlig anämischer Film, in dem das Blut nicht mal in Wallung geraten darf. Der hübsche Vampir Edward (Robert Pattinson) verliebt sich in die Highschool-Schönheit Bella (Kristen Stewart), doch weil sexuelle Erregung im Nu seine Eckzähne erigieren lässt, bleiben die beiden keusch und werfen sich statt dessen in Zeitlupe schmachtende Blicke zu. Ein pubertäres Liebesdrama mit dem Biss der dritten Zähne.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL
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The Unborn USA 2008, R: David S. Goyer, D: Odette Yustman, Gary Oldman
„Der renommierte Drehbuchautor David S. Goyer (‚Dark City‘, ‚The Dark Knight‘) will mit seiner Regiearbeit ein paranormales Puzzlespiel liefern, verfällt dabei aber typischen Teenhorrorthriller-Konventionen. So gelingt die Schilderung der düsteren Atmosphäre, doch der verworrene Plot benutzt zu viele Klischees. Als Popcorn-Unterhaltung funktioniert Goyers jüdische Antwort auf Friedkins Genreklassiker „Der Exorzist“ trotzdem.“ (Blickpunkt:Film) BHV, H, HB, HH, KI, OL
Underworld: Aufstand der Lykaner USA 2009, R: Patrick Tatopoulos, D: Rhona Mitra, Bill Nighy
„Der Vampirfürst Viktor hält sich in seinem Schloss eine Horde von Lykan-Werwölfen als Sklaven – bis der Lykaner Lucian eine Rebellion entfacht. Ausgerechnet Viktors Tochter Sonja entpuppt sich als Komplizin und Geliebte von Lucian - und wird somit zur Todfeindin ihres Vaters. Da das Prequel zu „Underworld“ und „Underworld: Evolution“ die Anfänge der uralten Fehde schildert, musste Kate Beckinsale (Viktors spätere Adoptivtochter Selene) durch die neue Hauptdarstellerin Rhona Mitra ersetzt werden. Für die Fangemeinde dürfte der Reiz ohnehin vor allem darin bestehen, dass die Geschichte erstmals aus der Sicht der Lykaner erzählt wird. Dass gerade diese arg künstlich aussehen, ist schade - aber verzeihlich: Dank Bill Nighy gefriert einem trotzdem das Blut in den Adern.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Vicky Cristina Barcelona USA 2008, R: Woody Allen, D: Scarlett Johansson, Penélope Cruz
„Es ist ein heiter-melancholisches Sommerstück des Meisters, das auf einem Mollakkord endet; ein von einem leicht mokanten, allwissenden Erzähler dirigiertes Konversationsstück über erotische Attraktionen von hinreissender Eleganz, das beiläufig mit den production values Barcelonas und Oviedos spielt; Nächte in spanischen Gärten, die die beiden jungen Amerikanerinnen des Titels begreiflicherweise um den Verstand bringen. In Woody Allens europäischer Variation auf ‚Husbands and Wives‘ könnte man (der Engländerin) Rebecca Hall und Scarlett Johansson nur immer weiter zusehen, wie sie auf Javier Bardem und Penélope Cruz treffen, die umwerfend das Klischee vom latin lover und der rabiaten dunklen Schönheit verkörpern. Den einzig auf Geld und Sicherheit bedachten Amerikanern hält der Autor in seiner jüngsten Liebeserklärung an die Alte Welt in einer Mischung aus Henry James und Tschechow die Europäer entgegen, die nach dem Sinn des Lebens fragen - und demjenigen der Kunst.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HH, KI
Vorbilder ?! USA 2008, R: David Wain, D: Paul Rudd, Seann William Scott
„Seann William Scott und Paul Rudd sind einmal mehr zwei dieser Typen, die nicht richtig erwachsen werden wollen. Ausgerechnet sie werden (wegen Fahrerflucht) zu 150 Stunden Sozialdienst verdonnert, die sie als Mentoren für entwicklungsgestörte Jugendliche abarbeiten sollen. Die ihnen anvertrauten Schützlinge, der frühreife Ronnie und Augie, der besessen ist von einem mittelalterlichen Rollenspiel, stellen sich als harte Nüsse heraus. Der Teenagerfilm begibt sich nur selten unter die Gürtellinie und überzeugt stattdessen als Geschichte vom gegenseitigen Lernen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Der Vorleser USA 2008, R: Stephen Daldry, D: Kate Winslet, David Kross
„Oscarwürdig ist die Darstellerleistung der Winslet, die in „Der Vorleser“ den brüchigen Menschen hinter in Monstergestalt spielt. Aber auch der Rest des Ensembles braucht hinter der Leistung der weiblichen Hauptrolle nicht anstehen. Da ist vor allem David Kross („Krabat“), der den jugendlichen Liebhaber spielt. Wie selbstverständlich füllt er die anspruchsvolle Rolle an der Seite von Kate Winslet. Ganz beiläufig verliebt sich sein Charakter in die viel ältere Frau mit dem dunklen Geheimnis und lässt das ganze schwierige Konstrukt von Bernhard Schlinks Bestsellers vor allem eines erscheinen: glaubwürdig. Sensationell ist auch Lena Olin, die Mutter und Tochter in einer Doppelrolle spielt. Mit der gebrechlichen einzigen Überlebenden eines Massakers an Juden im Zweiten Weltkrieg einerseits und (Jahre später angesiedelt) ihrer inzwischen längst erwachsenen Tochter gibt sie eine kleine, aber feine Performance. Es sind vor allem die vielen Details, die an diesem Film von bleibendem Wert sind.“ (epd-film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
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Watchmen – Die Wächter Großbritannien/USA 2009, R: Zack Snyder, D: Carla Gugino, Jeffrey Dean Morgan
„Die starfreie Verfilmung des Meta-Comic-Klassikers versucht sich in der Reduktion von Komplexität und rettet dennoch aus der monumentalen, multiperspektivischen Vorlage von Alan Moore und Dave Gibbons manchen schönen Moment ins Kino. Angesiedelt in einem alternativen 80er-Jahre-Universum am Rande des Atomkriegs erzählt „Watchmen“ von sehr menschlichen, selten sympathischen Kostümhelden, die in den USA für rechte Ordnung sorgen wollen und nun selbst das Opfer einer Verschwörung werden.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Die wilden Hühner und das Leben Deutschland 2008, R: Vivian Naefe, D: Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann
„Nach den Erfolgen mit den beiden Vorgängerfilmen um die jugendliche Mädchengang der „Wilden Hühner“ kommt ein abschließender dritter Teil im gleichen Stil. Am Beispiel der Begebenheiten einer Klassenfahrt wird erzählt wie Sprotte und ihre Kameradinnen dem Bandenleben nun langsam entwachsen und das Erbe der „Hühner“ in jüngere Hände legen. Da macht sich zwangsläufig auch ein wenig Melancholie breit. Dass die verschiedenen kleinen Geschichten wie gehabt eher offen und ohne abschließende Problemlösung enden, macht diesen wie die anderen „Hühner“-Filme sympathisch.“ (tip) H, HB, HH, KI, OL
Willi und die Wunder dieser Welt Deutschland 2008, R: Arne Sinnwell
„In der Kinofassung der ARD-Kindersendung „Willi wills wissen“ entdeckt TV-Reporter Willi Weitzel die Wunder der weiten Welt. Er reist nach Australien, Kanada, Japan und in die Sahara und kommt so hinter einige der großen Geheimnisse unseres Planeten - vom Alltag der Ameisen bis zu den Tricks der Sumoringer. TV-Sendung, die im Kino nur Fans erfreut.“ (tip) BHV, H, HB,HH, HL, KI, OL
The Wrestler USA 2008, R: Darren Aronofsky, D: Mickey Rourke, Evan Rachel Wood
„Randy „The Ram“ Robinson (Mickey Rourke) legte in den 1980er-Jahren eine fabelhafte Karriere als Wrestler hin. Nun lebt er in einem abgehalfterten Wohnwagen, muss sich mit mies bezahlten Auftritten und Anabolika über Wasser halten. Er ist ein Wrack, seine Ohren und sein Herz funktionieren nicht mehr richtig, die Beziehung zur Tochter ist erkaltet – allein die Aufmerksamkeit der Stripperin Cassidy spendet ihm Trost. Schnörkellos dringt Regisseur Darren Aronofsky in das Leben seiner Figur ein, inspiziert ihre Aufbruchsversuche, das Leiden und das Scheitern. Dieses tragische Porträt mit seiner erzählerischen Wucht trifft tief in die Magengrube.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI
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Zeiten des Aufruhrs USA 2008, R: Sam Mendes, D: Kate Winslet, Leonardo DiCaprio
„‚American Beauty‘-Regisseur Sam Mendes kratzt wieder am amerikanischen Traum und führt dabei fort, was der Untergang der „Titanic“ beendete. Leonardo DiCaprio und Kate Winslet spielen die Eheleute Frank und April Wheeler, die in den 1950er-Jahren unkonventionell leben wollen, sich jedoch in der Tristesse ihres Alltags als Büroangestellter und Hausfrau verlieren. Eine Reise nach Paris soll den großen Aufbruch darstellen. Aus der 1961 erschienenen Romanvorlage von Richard Yates über die Resignation in der Ehe und den Druck der gesellschaftlichen Konvention hat Mendes einen kraftvollen Film geschaffen, der mit vier Golden Globes nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) HB, HH, KI
Zwei glorreiche Halunken (Il buono, il bruto, il cattivo) Italien 1966, R: Sergio Leone, D: Clint Eastwood, Eli Wallach “,Wer schießen will, der soll schießen und nicht quatschen.‘ Eigentlich müsste das in einem Italo-Western eine Selbstverständlichkeit sein, doch der einarmige Typ, der den schlitzohrigen Banditen Tuco in der Badewanne überrascht und ihm lang und breit erklärt, warum er sich an ihm rächen wolle, hat diesen - lebensrettenden - Grundsatz nicht begriffen. Weshalb er leider ins Gras beißen muss, denn Tuco badet niemals ohne. Ohne Revolver natürlich. Reichlich zynisch geht es zu in Sergio Leones drittem Teil seiner legendären Dollar-Trilogie, in dem sich drei Halunken (Clint Eastwood, Lee Van Cleef, Eli Wallach) auf die Suche nach einer Regimentskasse machen. Die Konstellationen wechseln dabei je nach Interessenlage, doch die Rollen sind klar verteilt: ,The Good, the Bad and the Ugly‘. Die Beziehung zwischen dem ,Blonden‘ und Tuco ist fröhlich sadistisch, und Einfälle wie das Duell zu dritt mit der ins Endlose verzögerten Spannung sind schlicht grandios: ,Zwei glorreiche Halunken‘ ist das Chef d‘OEuvre des Italo-Western.“ (taz) HH
Die 12 Geschworenen USA 1957, R: Sidney Lumet, D: Henry Fonda, Martin Balsam
„Was in anderen Gerichtsfilmen oft nur elliptisch erzählt wird, steht in Sidney Lumets „Twelve Angry Men“ im Mittelpunkt: die Beratung der „Zwölf Geschworenen“. Und obwohl auch hier ein Kriminalfall gelöst wird (oder besser: die Unschuld des Angeklagten erwiesen wird), steht der Aspekt der Detektion eher im Hintergrund des Dramas. Statt dessen zeigt Lumet die Beratung als Beispiel für die Funktionstüchtigkeit der Demokratie in Amerika: Exemplarisch werden Menschen verschiedener Gesellschaftsschichten und unterschiedlichen geistigen Niveaus vorgeführt, die allen Vorurteilen zum Trotz schließlich den richtigen Urteilsspruch fällen. Das verdanken sie allerdings nicht zuletzt Henry Fonda, dem guten Gewissen des amerikanischen Kinos, der in seiner sanften Beharrlichkeit einfach großartig ist.“ (taz) HH
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