Wochenübersicht: Konzert: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
John Lennon kannte sich damit aus: Avantgarde, meinte der beinweiche Rock’n’Roller mal, sei nur ein französisches Wort für Bullshit. Was man doch immer wieder aufs Neue überprüfen sollte, denn wo sonst bekommt man noch so schöne Disziplinen geboten wie präpariertes Klavier oder Inside-Playing? Und dazu gibt es beim M-Cluster-Festival heute und Samstag in der Akademie der Künste die sichere Gewissheit, sich in einem verschwiegeneren Zirkel zu finden als bei dem Massenauftrieb vor der Neuen Nationalgalerie mit den satt abgehangenen Kalenderblattklassikern, die einem gerade von MoMA beschert werden. Denn begleitend zur MoMA-Ausstellung in Berlin im Rahmen der „American Season 2004“ präsentiert sich M-Cluster mit renommierten und veritablen Stars der amerikanischen Szene (wenn man in diesem Feld der manchmal doch sperrigen Musik von Stars reden kann) wie dem Violinisten Leroy Jenkins und der Harfespielerin Anne LeBaron. Drum herum an zwei Konzertabenden allerlei Neues aus dem Spielfeld der elektroakustischen und computergenerierten Musik (www.m-cluster.de). Wer es weniger kleingruppenhaft mag und lieber den kumpelhaften Schulterschluss mit der Popmoderne sucht, muss sich einerseits grämen, weil das Radio-Eins-Festival mit Wir sind Helden, Peaches, Die Sterne und Sonstigen am heutigen Freitag auf dem Kulturforum abgeblasen wurde. Was andererseits überhaupt nicht heißt, dass das Radio-Eins-Festival am Samstag in der Kulturbrauerei nicht stattfinden würde, wo sich immerhin Bands wie Blumfeld und Keimzeit zum Schulterschluss tummeln. Fehlt jetzt nur noch der energische Verweis auf The Fall, heute Nacht zum Auftakt der Sechs-Jahres-Feierlichkeiten im Maria. Sag ruhig Punkrock dazu. So notwendig und wohltuend wie ein Zahnarztbesuch.
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