Schlecht gestellt

Eine Studie über die Folgen von Ehescheidungen munitioniert beide Seiten im Trennungsstreit

BERLIN taz ■ Alle Unkenrufe bestätigt: Die Folgen von Scheidungen sind für Männer wie für Frauen ungefähr so schlecht, wie sie jeweils behaupten. Eine vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebene Studie über die finanziellen Folgen von Trennung und Scheidung bestätigt vor allem, was geschiedene KindererzieherInnen, insbesondere, wenn sie Hausfrauen oder -männer waren, am eigenen Leib erfahren: Sie verarmen rapide. Ein Drittel ihres Einkommens geht im Schnitt verloren.

Frauen haben dabei zu 95 Prozent die Verantwortung für mindestens ein Kind, Männer zu 23 Prozent. Und: der Partner mit der Kinderverantwortung wird ausgetrickst. Ein Viertel der berechtigten Frauen bekommt keinen Kindesunterhalt, zwei Drittel keinen Trennungsunterhalt. Den wenigen unterhaltsberechtigten Männern geht es noch schlechter: 90 Prozent der Exgattinnen zahlt nicht. Beide Berechtigte klagen ihr Recht selten ein, unter anderem, weil eine Klage oft kaum Erfolg zeitigt, fanden die SoziologInnen heraus. Sie bestätigen aber auch, wofür Väterorganisationen lautstark kämpfen: Väter, denen der Umgang mit den Kindern verwehrt wird, zahlen schlecht. Wer mehr Unterhalt will, muss dem Partner Zugang zum Kind gewähren.

Hausmann sein ist also schlecht, Hausfrau sein ebenso. Besonders ältere Frauen, so die Studie der Universität Bielefeld, erlitten extrem hohe Verluste, weil sie in der Regel kaum eigenes Einkommen haben. Die Studie empfiehlt, schleunigst das Zuverdienermodell, das durch das Ehegattensplitting gefördert wird, zu entsorgen und das Ehegattensplitting abzuschaffen. Auch die Aufklärung der Frauen und Hausmänner über die Folgen ihrer spärlichen Erwerbstätigkeit müsste stark verbessert werden. Ein Lichtblick für Frauen: Ihre „allgemeine Lebenszufriedenheit“ ist trotz prekärer Finanzlage ein Jahr nach der Trennung erheblich höher als die der Männer. OES