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Ein Kämpfer gegen Atomwaffen

Der ehemalige Premierminister Neuseelands, David Lange, erhält den diesjährigen Alternativen Nobelpreis

„Für langjährige unermüdliche Arbeit, die Welt von Atomwaffen zu befreien“ – so begründet die Jury der Stockholmer „Right Livelihood“-Stiftung die Verleihung ihres diesjährigen Ehrenpreises an Neuseelands ehemaligen Premierminister David Lange. Einen Anti-Atomwaffen-Kampf, den der 1942 geborene Jurist schon während seiner Zeit als Rechtsanwalt im Armenviertel der neuseeländischen Hauptstadt begonnen hatte. Er verteidigte mehrfach FriedensaktivistInnen, die vor Gericht standen, weil sie gegen Flottenbesuche von atomwaffenbestückten Kriegsschiffen der USA und Großbritanniens im Hafen von Auckland protestiert hatten.

1984 als bis dahin jüngster Premierminister und gleichzeitig Außenminister ins Amt gekommen, war es eine von Langes ersten Amtshandlungen, weitere solcher Demonstrationen unnötig zu machen. Er untersagte kurzerhand alle Flottenbesuche, sofern keine schriftliche Erklärung der jeweiligen Marinekommandos vorlag, in der versichert wurde, dass keine Atomwaffen an Bord sind. Neuseeland wurde in einem von ihm initiierten und 1987 vom Parlament verabschiedeten Gesetz zur atomwaffenfreien Zone erklärt. Washington reagierte mit einer Herabstufung des Landes vom „Verbündeten“ zum „Freund“. Das sollte signalisieren, dass Neuseeland im Falle eines äußeren Angriffs nicht auf US-Militärschutz rechnen kann. Damit wurde der Anzus-Militärpakt mit Australien und den USA faktisch auf Eis gelegt.

Scharf reagierte Lange auch auf den Sprengstoffanschlag des französischen Geheimdiensts auf das Greenpeace-Schiff „Rainbow Warrior“ im Hafen von Auckland 1985, bei dem eine Person starb. Das Schiff protestierte gegen die französischen Atombombentests im Pazifik. Unter Einschaltung des UN-Generalsekretärs war er mit den nachfolgenden Verhandlungen mit der französischen Regierung erst zufrieden, als Paris außer zu einer Schadensersatzzahlung in Höhe von 7 Millionen Dollar auch zu einer offiziellen Entschuldigung bereit war. Der Regierungschef schloss sich damals den Boykottaufrufen gegen Frankreich an, trat auf verschiedenen Friedenskonferenzen und Anti-Atomwaffen-Veranstaltungen auf und erzeugte mit solchem Engagement derartige Irritation in westlichen Hauptstädten, dass ihm nach eigener Aussage einige in der Regierung von US-Präsident George Bush sen. „nach dem Leben trachteten“. Und Großbritanniens Margaret Thatcher habe ihn einmal so angeschnauzt, dass er sich „wie auf dem Nürnberger Kriegsverbrecher-Tribunal fühlte“.

1977 für seine Labour-Party erstmals ins Parlament gewählt, zog sich Lange 1996 aus der Politik zurück. Vom Amt des Premierministers war er schon 1989 nach einem Streit über den wirtschaftspolitischen Kurs zurückgetreten. Innenpolitisch hatte der Sohn deutscher Einwanderer bei seiner Amtsübernahme eine scharfe neoliberale Linie eingeschlagen und Tony Blairs „New Labour“ mit einem massiven Abbau des Sozialstaats vorweggenommen. Ein fünfzehn Jahre anhaltender Trend, der erst mit dem Regierungsantritt der Premierministerin Helen Clark 1999 allmählich wieder gewendet wurde. Mit ihr verbindet Lange zumindest eine außenpolitische Gemeinsamkeit: Heftig begrüßte er in diesem Jahr Clarks deutliche Kritik am US-Krieg gegen den Irak. REINHARD WOLFF

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