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Europäische Grenzen nicht für alle geöffnet

Fans des VfL Bochum müssen beim Uefa-Auswärtsspiel in Lüttich mit zahlreichen Beschränkungen leben. Individueller Grenzverkehr ist angeblich nicht betroffen. Behörden sind über Maßnahmen kaum informiert

BOCHUM taz ■ Am Donnerstag reist Fußball-Bundesligist VfL Bochum in der ersten Runde des Uefa-Pokals zum Auswärtsspiel bei Standard Lüttich. An sich nichts Besonderes, wenn der Verein und vor allem seine Anhänger nicht mit extremen Sicherheits-Auflagen bedacht worden wären. Fans des VfL Bochum dürfen am Donnerstag nur per Bus in Gruppen von mindestens 20 Teilnehmern unter Aufsicht eines weisungsbefugten Ordners nach Lüttich reisen.

„Wir wollten viele Fans mit zum Auswärtsspiel zu nehmen, daher mussten wir uns an die Auflagen halten“, sagt Vorstandsmitglied Ansgar Schwenken. Andernfalls hätte dem VfL nur ein Uefa-übliches Kontingent von fünf Prozent der Stadionkapazität, etwa 1.300 Karten, zugestanden. Die Erfahrungen der Ausschreitungen bei der EURO 2000 in Belgien/Niederlanden haben belgische Polizei und Uefa zu diesen Auflagen bewogen.

Die Sicherheitsbedingungen seien allerdings nichts Außergewöhnliches, sagt Ulrich Rungwerth vom NRW-Innenministerium. „Aus Bochum sind vier szenekundige Beamte im Einsatz“, so Rungwerth. Ansonsten gelte auch keine besonders hohe Sicherheitsstufe. Von einer Einschränkung der Reisefreiheit könne keine Rede sein.

Ob es auch Beschränkungen für den individuellen Reiseverkehr geben wird, wurde nicht bekannt. „Bislang sind keine besonderen Grenzkontrollen geplant“, so ein Sprecher des Bundesgrenzschutzes. Eine individuelle Anreise per PKW oder Bahn könne er aber nicht empfehlen.

Der VfL Bochum hat über 60 Reisebusse bereitgestellt – die Möglichkeit, individuelle Busreisen zu organisieren, haben ebenfalls mehrere hundert Personen angenommen. Die Fans erhalten ihre Eintrittskarten allerdings erst auf einem Sammelplatz vor Ort, gegen Vorlage eines Personalausweises plus Berechtigungsschein.

„Ich finde das alles übertrieben und sehr schade, dass es so ablaufen muss“, sagt VfL-Trainer Peter Neururer, der Verständnis dafür aufbringt, dass viele Anhänger unter den Bedingungen (“Wir lassen uns nicht einsperren“) auf die Tour verzichten. Von den 4.434 Eintrittskarten wurden bislang 4.000 Karten verkauft. Für die Lüttich-Fans, die Ende September zum Rückspiel anreisen wollen, sind übrigens ähnliche Auflagen beschlossen worden.

HOLGER PAULER

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