HEUTE IN BREMEN: Wie Darwin an den Bienen scheiterte
Im Haus der Wissenschaft summt es gewaltig
taz: Frau Brückner, wie viele Bienen leben im Bundesland Bremen?
Dorothea Brückner, Leiterin der der Forschungsstelle Bienenkunde im Fachbereich Biologie/Chemie der Uni Bremen: Hier werden ungefähr 1.000 Bienenvölker gehalten.
Waren das früher mal mehr?
Nein, das so genannte Bienensterben ist ein Phänomen, das mit landwirtschaftlichen Monokulturen und Agrochemie zu tun hat. Da es nur wenig landwirtschaftliche Nutzfläche in Bremen gibt, haben wir das Problem zum Glück nicht.
Biologisch gesehen sind wir hier allerdings fast schon an der nördlichen Verbreitungsgrenze der Honigbienen. Es sind eigentlich Tiere der wärmeren Klimazonen, zum Beispiel dem Mittelmeer-Raum. Honigbienen lieben Trockenheit und ganzjährige Wärme. Deswegen haben die Bienen hier durch Wind und feuchte Wiesen ganz andere Probleme als etwa in Baden-Württemberg oder Bayern, die die bienenreichsten Bundesländer sind. Jedes Bundesland, bis auf die neuen, hat eine eigene Forschungsinstitution für Bienenkunde.
Apropos föderal: Sie sprechen heute auch über Staatenbildung – und erklären dabei Darwins Bienen-Probleme.
Darwin hat seine Evolutionstheorie auf der Basis des einzel lebenden Individuums entwickelt. Aber bei sozialen Insekten wie den Bienen oder Ameisen, die in Nestern mit bis zu einer Million Mitglieder leben, konnte er sich die dort zu beobachtenden Phänomene von Kooperation und Altruismus nicht erklären. Das ganze Fachgebiet der Genetik war zu seiner Zeit noch völlig unerforscht. Deswegen mussten seine Thesen an den Bienen damals scheitern.
Interview: Henning Bleyl
„Warum sich Darwin über Bienen den Kopf zerbrach“: Vortrag im Haus der Wissenschaften, Sandtsraße 4/5, Samstag 11 Uhr
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