der kommentar: Metallindustrie macht auf Attac
Immer wenn es schwierig ist, wird die Wirtschaft wehleidig und verbreitet Untergangsstimmung. Typisch.
Diesmal ist es der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung WSM. In ganzseitigen Anzeigen etwa im Stern jammert der Verband: „Der Mittelstand steckt in der Globalisierungsfalle“. Globalisierungsfalle? Das klingt irgendwie nach Attac, nach Gewerkschaften oder zumindest linken Sozialdemokraten. Aber die Metallverarbeiter? Was haben die zu beklagen? Der Export der Branche boomt, Deutschland ist gar Exportweltmeister. Profitiert unsere Wirtschaft nicht also besonders von der Globalisierung?
Als Harald Schumann den Begriff „Globalisierungsfalle“ mit seinem Spiegel-Buch gleichen Namens prägte, hatte er etwas anderes im Sinn: „Die Ökonomie globalisiert sich, die Politik globalisiert sich nicht mit.“ Das ist die Falle – sie führt zu Problemen außerhalb der Wirtschaft.
Dem WSM-Mittelstand aber geht es um die derzeit hohen Preise für Kokskohle – den Stoff, der die Hochöfen heizt. Das macht der Metallindustrie zu schaffen, weil sie Schwierigkeiten hat, die höheren Preise an ihre Kunden voll weiterzugeben.
Die Lage mag zurzeit etwas schwieriger sein, aber unterm Strich drückt die Globalisierung dank größerer Märkte die Rohstoffpreise. Das weiß auch die Industrie. Aber sie geht lieber den leichten Weg und bettelt um politische Hilfe. „Es geht um 500.000 Arbeitsplätze“, unkt die Branche im bewährten Alarmismus, den sie sonst den Umweltverbänden so gerne vorwirft.
MATTHIAS URBACH
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