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Langlauf kommt in Mode

Ausgerechnet im wenig schneesicheren Düsseldorf starten die Ski-Langläufer in ihre Weltcupsaison. Dabei geht es weniger um Sport als vielmehr ums Spektakel – und somit um die Gunst der Zuschauer

aus Düsseldorf HOLGER PAULER

„Wenn die Leute nicht zu uns kommen, müssen wir halt zu den Leuten.“ Langlauf-Bundestrainer Jochen Behle hat klare Vorstellungen – und setzt diese auch um, ganz egal was andere davon halten. Dass ausgerechnet Düsseldorf, die Modemetropole am Niederrhein, zum festen Weltcupauftakt für den Langlaufsprint avanciert, sorgt jedenfalls immer noch für Irritationen. Schnee ist im Schatten der Kö, wenn, dann aus anderen Zusammenhängen bekannt.

Doch nun zum Sport: In den Einzeldisziplinen lief es für den Deutschen Skiverband (DSV) durchwachsen. Ausgerechnet Biathletin Uschi Disl sorgte mit Platz vier für das beste Ergebnis; die WM-Zweite Claudia Künzel erreichte Platz sechs. Siegerin wurde die Italienerin Gabriella Paruzzi. Bei den Männern gewann der Schwede Peter Larsson. Tobias Angerer kam auf Platz elf, Sprintspezialist Dirk Klessen schied schon in der Qualifikation aus. „Ich bin einfach nicht von der Stelle gekommen. Die Strecke ist stumpfer als letztes Jahr“, sagte Klessen. Besser lief es gestern im Teamsprint. Zweite Plätze holten Uschi Disl und Claudia Künzel (hinter Norwegen I) sowie Axel Teichmann und Tobias Angerer (hinter Schweden I).

Wichtiger als das Sportliche war ohnehin das Drumherum. Über 200.000 Besucher (von Zuschauern kann man angesichts der hoch frequentierten Glühweinstände nicht sprechen) kamen am Wochenende zum Sprint-Spektakel – oder besser Event. „Die Atmosphäre ist einmalig“, sagte Claudia Künzel leicht gequält. Die Ruhe der sibirischen Wälder hätte ihr wohl besser gefallen als grölende Passanten, die eher zufällig auf die Sportart gestoßen sind. Doch mit der Ruhe ist es beim Langlauf in Deutschland eben vorbei, die Sportart boomt – vor allem dank der Erfolge der letzten drei Jahre. Über zehn Medaillen gab es da, davor war Skilanglauf eher etwas für Insider. Von der Wechselwirkung profitieren nun Aktive, Medien und Zuschauer. Auch wenn die Dimensionen des Skispringens außerhalb der medialen Reichweite liegen, ist der Langlauf in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt.

Das „Erste“ hat sich die Fernsehrechte gesichert und berichtete drei Stunden live aus Düsseldorf vom Sprint, der schon an sich als mediales Zugeständnis an die Zuschauer gesehen werden muss. Der Kampf Mann gegen Mann oder Frau gegen Frau elektrisiert auch Menschen, die mit dem alten Diagonalschritt gegen die Uhr nicht so viel anfangen konnten. Bewerbe wie Massenstart und der ebenfalls im Massenstart ausgetragene Skiathlon, bei dem die Teilnehmer nach der Hälfte der Strecke Skier und Technik wechseln, oder eben der Sprint sorgen durch ihre Übersichtlichkeit und Spannung für hohe Einschaltquoten. Medaillen werden im Sprint bei Großereignissen seit drei Jahren vergeben. Mit ein Grund, weshalb auch die auf Bewahrung der Traditionen bedachten klassischen Langlaufnationen aus Skandinavien sich mit den Neuerungen arrangieren und die Vorzüge der „neuen“ Disziplinen mittlerweile preisen. Aus Schweden, Norwegen und Finnland waren fast die kompletten Kader in Düsseldorf am Start – und das, obwohl der offizielle Auftakt zum nordischen Skiwinter erst in vier Wochen im norwegischen Beitostölen stattfindet.

Auch das deutsche Team trat, abgesehen von der leicht erkälteten Evi Sachenbacher, vollzählig an. „Wir wollen uns der deutschen Öffentlichkeit komplett präsentieren“, sagte Bundestrainer Behle. „Müssen“ wäre ehrlicher gewesen. In der Saison jedenfalls wird es anders aussehen: Die Athleten werden sich dann auf ihre Spezialdisziplinen konzentrieren, schon weil das Mammutprogramm von über 30 Starts kaum zu bewältigen ist, zumal das Trainingspensum nochmals gesteigert wurde.

„Ich werde dieses Jahr nutzen, um meine persönlichen Grenzen zu testen“, sagte Axel Teichmann, Weltmeister über 15 Kilometer im klassischen Stil. Für Düsseldorf bat er schon mal um Rücksicht, da die Umstellung vom gerade absolvierten Ausdauertraining auf den Sprint nicht so einfach sei. Immerhin kam er ins Viertelfinale – ein zufrieden stellendes Ergebnis.

Dennoch: Düsseldorf kann allenfalls als müder Aufgalopp angesehen werden für eine Saison, die ganz ohne WM und Olympische Spiele auskommen muss. Der Blick der Nordischen Skisportler geht deshalb schon jetzt weiter, Richtung 2005, wenn in Oberstdorf die Nordischen Skiweltmeisterschaften stattfinden. Von Düsseldorf wird man dann wieder in anderen Zusammenhängen reden.

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