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berliner szenen Allein mit der Mode

Andy Fletcher mit Client

Was erlebt man, wenn man allein zu einem Konzert geht? Man wird einmal nach Feuer gefragt, einmal nach einer Filterzigarette, obwohl man Nichtraucher ist, die Bedienung fühlt sich angesprochen und fragt, ob man noch etwas trinken will, nur weil man einen Augenblick zu lange in ihr hübsches Gesicht geschaut hat.

Auch sonst ist nicht viel los in der Maria am Donnerstagabend, wo Andy Fletcher von Depeche Mode, der jetzt eine Plattenfirma betreibt, seine Schützlinge von Client präsentiert. Aber zuerst die deutsche Vorband: Eine kokette Blondine in einem roten Kleid, flankiert von zwei kahlköpfigen Herren. Heißen Kaycee, sind schmuck anzusehen, aber ihre Musik klingt eher nach Kaufhaus. Als sie dann „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division geben, könnte man trotzdem losheulen.

Fletcher, der danach MP3s „auflegt“ und Probleme mit den Knöpfen hat, sah ein wenig aus, als hätte er jetzt Bauch. Der eher auf Konzert als auf Tanzveranstaltung gepolten Nicht-Masse ist’s gleich. Man steht herum und wartete auf die Band. Vermutlich finden sich auf jeder Depeche-Mode-Party mehr Fans ein. So dass es dort auch schwärzer zugeht, outfitmäßig. Hier ist es dagegen bunt. Zwei der Menschen tragen ihre Herkunft auf Jacken spazieren: „Cologne“ die eine, „Hamburg“ die andere. Wäre ja auch sinnlos, in Berlin eine Jacke mit „Berlin“ drauf zu tragen.

Später betreten Client die Bühne, zwei Damen im Stewardessen-Look und roten High Heels; ein Mann am Keyboard, einer an der Gitarre. Nach einem mitreißenden Set haben die erschöpften Damen Schwierigkeiten, auf den hohen Absätzen von der Bühne zu kommen. Herr Fletcher legt dann noch „Blue Monday“ von New Order auf; die Leute verlieren sich aber; die S-Bahn wartet schon. RENÉ HAMANN

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