piwik no script img

Run auf Umland-Unis

Studienanfänger weichen wegen des Numerus clausus an Berliner Hochschulen auf die Unis in Brandenburg aus

Während die Wirtschaft allgemein die zu geringen Studentenzahlen beklagt, haben Brandenburgs Hochschulen in diesem Herbst einen nie da gewesenen Ansturm von Erstsemestern erlebt. So nahm die Universität Potsdam, größte Einrichtung des Landes, zum laufenden Wintersemester fast 3.000 Neulinge auf. An der Technischen Universität Cottbus immatrikulierten sich 1.000, an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) 1.400 wissenshungrige Schulabgänger.

Auch die Fachhochschule (FH) in Brandenburg/Havel hat mit fast 600 Neuzugängen so viele wie noch nie in ihren Reihen. Der Boom Brandenburger Hochschulen ist zu einem erheblichen Teil auf den fast flächendeckenden Numerus clausus (NC) der drei Berliner Unis zurückzuführen. In der Hauptstadt sahen sich Humboldt-, Freie und Technische Universität aufgrund der Sparmaßnahmen des Berliner Senats im Sommer zu diesem Schritt gezwungen.

Als einzige Hochschule Brandenburgs beschränkte die Universität Potsdam daraufhin ebenfalls die Zulassung für alle Fächer; in Cottbus herrschte dagegen weiter freie Wahl. „Die NC-Beschränkungen in Berlin haben unseren technischen Studiengängen eindeutig einen Zuwachs verschafft“, gibt die Sprecherin der TU Cottbus, Friederike Rohland, zu.

Brandenburgs Hochschulen haben mit den Rekordzahlen ihre Kapazitätsgrenzen erreicht, wenn nicht gar überschritten.

Die Viadrina in Frankfurt (Oder) öffnete mehr Erstsemestern ihre Türen als eigentlich möglich. Insgesamt gibt es an der Europa-Universität jetzt mehr als 5.000 Studenten. Die stellvertretende Pressesprecherin Jana Schwedler sieht die Kapazitäten als erschöpft an: „Allein in Jura – bei uns dieses Jahr ohne NC – haben wir 270 Studenten mehr als sonst aufgenommen.“ Die räumliche Enge soll sich erst zum nächsten akademischen Jahr mit der abgeschlossenen Sanierung eines Seminargebäudes entspannen.

Um die Betreuung der Studierenden und die Qualität der Lehre zu sichern, wird für die kommenden Semester inzwischen auch an Brandenburger Unis über mehr Zulassungsbeschränkungen nachgedacht. Darüber entschieden die Hochschulen allerdings nicht autonom, sondern das Wissenschaftsministerium müsste sie absegnen, erklärt der persönliche Referent der Frankfurter Unipräsidentin, Peter Krause. DPA

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen