piwik no script img

urdrüs wahre KolumneMaulkorb für Bully

Im Foyer des Kino 46 liegt stapelweise ein buntes Heftchen mit dem Titel „L. mag“ aus, das sich als „Magazin für Lesben“ definiert und von mir neben einigen anderen Prospekten zur vertiefenden häuslichen Auswertung mitgenommen wird, obwohl ich zweifelsfrei nicht zur engeren Zielgruppe gehöre. Dass mir dann aber eine ziemlich burschikose Dame die Publikation mit den Worten „Ist nix für dich!“ zu entreißen versucht, kann nun auch nicht im Interesse der Reichweite des werbefinanzierten Blattes sein!

Ein gewichtiges Wort zum anti-monopolistischen Kampf findet sich im Mitteilungsblatt des Bürgervereins für die Westliche Vorstadt aus der Feder „unseres Ehrenpräsidenten Hans-Horst Forster“, der da angesichts der Preiserhöhung beim Erdgas formuliert: „Unsere Politiker in der Bremischen Bürgerschaft sind hiermit aufgefordert, Ihr ganzes Potenzial in die Waagschale zu werfen, damit dem Monopolisten Einhalt geboten wird.“ Schön, dass es offenbar noch Menschen gibt, die an solche Potenziale glauben!

Die alten Hasen des Senior Service wollen also künftig mit ihren Management-Erfahrungen in der Beratung der Bremer Uni bei Berufungsverfahren den teuren Jungs der Kienbaum-Truppe ehrenamtliche Konkurrenz machen. Hoffentlich wissen die Herren auch, dass sich solche profitorientierten Keulenriegen nicht so leicht von den Futternäpfen vertreiben lassen… passen Sie gut auf sich auf!

Die Schamlosigkeit von Rolf „Bully“ Herderhorst kennt offenbar keine Grenzen. Wenn der innenpolitische Sprecher der CDU jetzt wieder zur Hatz auf Punks und Bettler bläst, um seine kleinstkarierte Vorstellung einer sauberen Stadt auf dem Rücken von Armen und Andersartigen durchzusetzen, gehört ihm dafür im öffentlichen Raum ein Maulkorb umgehängt, der nur noch ein bisschen Sabbern und Speicheln zulässt. Weiß dieser Christenmensch denn nicht, dass der liebe Gott in seiner grenzenlosen Güte uns den Bettelmann persönlich in den Weg stellt, damit der Bully in uns aktiv Buße leisten kann für all den groben Unfug, den er sich beim Ausleben seines zwanghaften Ordnungsdenkens leistet?

Im Kampf gegen innere und äußere Schweinehunde empfiehlt sich immer wieder als kompetenter Leib- und Seelsorger

Ulrich „Ruprecht“ Reineking

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen