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Liebhaber auf den ersten Blick

Zur Art Cologne, die heute zu Ende geht, zieht es Kunstliebhaber aller Gehaltsklassen. So manch einer streift durch die Kunstmesse wie durch ein Möbelhaus und kauft Objekte nach Farbe oder Format

Von Claudia Lehnen

Die beiden Reiter hat er längst aus seinen Büroräumen in den Keller verbannt. Zusammen mit Dürers Händen und dem Sonnenuntergang. Nun fühlt er sich frei. Der Großhändler streift durch die Art Cologne wie durch ein Möbelhaus. Er wählt aus, was zu seinen nunmehr „nackten“ Büroräumen in Frankfurt passen würde. Der 60-Jährige ist einer von vielen zahlungskräftigen Kunden, die nicht nur zum Bummeln zur Kölner Kunstmesse gekommen sind, die in diesem Jahr zum 38. Mal statt findet und heute zu Ende geht. „Wenn es mich überwältigt, kaufe ich gleich“, sagt der Geschäftsmann. In erster Linie sei er aber hier, um sich beraten zu lassen, um zu reservieren, was ihm gefallen könnte.

Der freundliche Herr der Galerie Epikur aus Wuppertal hat ihm etwas Blaues gezeigt, etwas kleines Grünes und einen großformatigen Strandspaziergang in gedeckten Farben. Der 60-Jährige hat einige Schritte zurück getan, hat sich die Hand ans Kinn gelegt, gehustet, die Augen ein wenig zusammen gekniffen und den Mund gekräuselt. Es hat nicht so ausgesehen, als hätte es ihn gerade überwältigt. „Ich lasse mir die Sachen erst einmal kommen, um zu sehen, wie sie in meinen Büroräumlichkeiten wirken. Ich benötige ja eine ganze Reihe von Bildern“, erklärt er sich – und fügt hinzu: „Alles soll ja zusammen passen.“

Kauflustige hat die Messe in diesem Jahr in besonderem Maße angezogen. „Diesmal läuft es sehr gut. Köln ist aber ohnehin traditionell unsere stärkste Messe“, sagt Ralph Klaus von der Galerie Schultz aus Berlin. 143.000 Euro hat ein Bild von Lüpertz eingebracht, das teuerste, das er in diesen Tagen verkauft hat. Einige Künstler seien schon komplett ausverkauft. „Bei Norbert Bisky gibt es eine Warteliste von etwa 80 Leuten. Der kann gar nicht so schnell malen, wie er verkauft wird“, scherzt Klaus.

Die Kauflust sei gerade den Besuchern der Messe in Köln nicht an Nasenspitze oder Sakko anzusehen. „Hier haben wir Kunstkäufer aus allen Schichten“, beteuert Klaus. Hin und wieder käme auch ein Handwerksmeister oder ein junger Mensch, schließlich gibt es ja auch Papierarbeiten. Und die bekomme man „schon ab 1.500 Euro“.

Roland, Tina, Nina, Ralph und Hans, ein Fachinformatiker und vier KunststudentInnen, werden sich trotzdem nichts kaufen können. Ein Eis vielleicht, aber keine Papierarbeiten. „Ich hab‘ grad mal meine EC-Karte vergessen“, scherzt der 22 Jahre alte Ralph. Und Hans ist zwar so kunstbegeistert, dass er sich eher bemalte Leinwand als ein Auto kaufen würde. „Das ist mir auch wichtiger“, sagt er mutig. Derzeit hat er aber weder für das eine noch für das andere Geld. Nicht einmal für einen vergammelten, auch stinkenden Postkarton, auf den Joseph Beuys einmal ein kleines gelbes Papierquadrat geklebt hat – weshalb das Werk „Gelbes Bild“ heißt, reichen Hans Ersparnisse aus. Dabei ist es für gerade mal 2.100 Euro zu haben. Und Hans ist „großer Beuys-Fan“. Vielleicht kauft sich der verhinderte Sammler einen Postkartendruck. Und nochmal ein Eis. So wichtig ist Kunst ja dann doch nicht.

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