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Lebt der alte Holzknüppel noch?

Anwohner eines Düsseldorfer Drogenszene-Treffs wollen eine Bürgerwehr gründen und Junkies mit Holzknüppeln vertreiben. Polizei und Innenministerium verweisen auf staatliches Gewaltmonopol

VON KLAUS JANSEN

Hermann Becker hat es satt. So richtig. „Die Leute fixen in der Grünanlage, da werden sexuelle Akte vollbracht und Frauen mit Bierflaschen bedroht“, sagt der Anwohner des Düsseldorfer Platzes Kamper Acker. Weil in seinem Viertel eine Arztpraxis Methadon an Süchtige abgibt, sammeln sich Drogenabhängige vor seiner Haustür. Und weil Hermann Becker möchte, dass sich das ändert, will er eine Bürgerwehr gründen.

„Das können wir uns nicht länger gefallen lassen. Die jagen wir weg, zur Not mit Holzknüppeln“, sagt Becker. Genügend Leute für dieses Vorhaben werde er schon zusammen bekommen, verkündet er stolz. Immerhin ist der 68-Jährige seit 52 Jahren Mitglied im Schützenverein Jäger-Halbusch, war dreimal Schützenkönig und ist somit genaues Zielen gewohnt. „In den vergangenen Monaten ist es viel schlimmer geworden mit der Drogenszene“, findet Becker. In einem Brief an Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) hat er nun eine stärkere Polizeipräsenz am Kamper Acker gefordert. Außerdem solle der Platz renoviert werden und ein Kiosk, der als Treffpunkt für Drogenabhängige dient, so schnell wie möglich abgerissen werden.

Die Düsseldorfer Polizei reagiert wenig begeistert auf Beckers Holzknüppel-Vorschlag. „Davon halten wir gar nichts“, wird der leitende Polizeidirektor Dieter Höhbusch in der NRZ zitiert. Schließlich liege das Gewaltmonopol beim Staat. Der werde sich in Zukunft jedoch verstärkt um die Szene am Kamper Acker kümmern, unter anderem soll die neu eingerichtete Sondereinheit PRIOS den Brennpunkt zukünftig verstärkt bewachen. Der Idee einer Bürgerwehr erteilt auch die Stadt eine Absage. Zwar hat sich Oberbürgermeister Erwin als Hardliner in der Drogenpolitik profiliert, von willkürlicher Gewalt hält man im Rathaus jedoch wenig: „So etwas kann es nicht geben, das liegt Jahrhunderte zurück“, so Stadtsprecher Manfred Blasczyk.

Eine – wenn auch „nur“ mit Holzknüppeln bewaffnete – Bürgerwehr wäre in Nordrhein-Westfalen einmalig. „Uns ist ein solcher Fall nicht bekannt“, sagt Ulrich Rungwerth, Sprecher des NRW-Innenministeriums. Ein solcher Zusammenschluss hätte ohnehin keinerlei Rechte, schon gar nicht zur Gewaltanwendung, so Rungwerth.

Bei der Düsseldorfer Drogenhilfe wertet man die Anfeindungen der Anwohner nicht als Angriff speziell gegen Süchtige. „Das ist Stimmungsmache von tumben Menschen, die sich gegen jeden richtet, dessen Erscheinungsbild nicht passt“, sagt der Sozialarbeiter und Geschäftsführer Jochen Alxnat. Er gehe dennoch davon aus, dass man das Problem „im Dialog mit den Anwohnern“ lösen könne.

Von Dialog hält Anwohner Helmut Becker momentan zwar wenig, allerdings kann auch er sich vorstellen, den Holzknüppel im Schuppen stehen zu lassen. „Wir sehen das ja vor allem als Druckmittel, damit die Polizei endlich wach wird“, sagt er. Werde die Szene aufgelöst, sei alles in Ordnung. Und gegen Drogenabhängige im Allgemeinen habe er auch nichts: „Methadonprogramme finde ich eigentlich ganz gut.“

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