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KunstrundgangMeike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Bis 28. November, tgl. 12–18.30 Uhr, Neue Gesellschaft für Bildende Kunst, Oranienstr. 25

Deutschland 1920: Das Militär putscht gegen die Republik. Die Revolution wird erwartet. In dieser Situation kapert der Dada-Schriftsteller Franz Jung in Cuxhaven einen Fischkutter – zu Lande war die illegale Reise in die Sowjetunion unmöglich. Mit dieser Geschichte und den gefälschten Ausweispapieren beginnt „legal/illegal. Wenn Kunst Gesetze bricht“. Fast, denn eigentlich ist zuvor noch der Print eines Plakats einzuordnen, das auf einen Boxkampf zwischen dem Poeten und Boxer Arthur Cravan im Jahr 1916 verweist. Was jedoch unklar bleibt, ist der illegale Akt, der hier zugrunde liegen soll. Und genau dieser Einstieg beschreibt die Fragestellung wie auch das Problem dieser Ausstellung. Wo fängt Illegalität an, wann geht es um Moral? Etwa wenn Aufnahmen von G. W. Bush, deren Verbreitung untersagt wurde, die aber bereits von Michael Moore in „Fahrenheit 9/11“ ausgeschlachtet wurden, hier als künstlerische Position präsentiert werden? Daneben werden mit rasiermesserscharfen Klingen versehene Plastikspielzeuge, die „Killer Cars“ von Antonio Riello, gezeigt, die eindeutig nicht für Kinder geeignet, aber nicht illegal sind. Verbotenes zeigt dagegen die Dokumentation einer Aktion Tony Labats im Jahr 1978, bei der er einen kalifornischen Gouverneurskandidaten zu entführen versuchte. Etwa 20 Werke spiegeln so mehr den englischen Titel der Ausstellung „Art beyond Law/Kunst jenseits der Gesetze“ wider, als dass man über Legalität/Illegalität philosophieren möchte. Wünschenswert wäre in diesem Rahmen auf jeden Fall eine aktuelle künstlerische Aktion gewesen. Außerdem ist es verwunderlich, dass verbotene Kunst kein Thema ist. So wird die Zeit des Dritten Reichs komplett ausgespart und auch auf die Inszenierung religiöser Gesetze verzichtet. Nichtsdestotrotz: Hier wird Neugierde geweckt. Und das Thema ist allemal spannend.

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