piwik no script img

Rock

Jungrocker auf der Probebühne: Oft mehr Frisur als Musik. Die Kings Of Leon spielten im ColumbiaFritz

Die Meute grölte schon ein Weilchen, dann endlich war auch der Bass richtig gestimmt und das Spotlight ließ vier perfekt sitzende Kopfmatten im frisch gewaschenem Glanz erstrahlen. Kein Zweifel, die „Kings Of Leon“ waren on stage, oder doch besser: on the Probebühne. Denn was die umjubelten Jungrocker aus Tennessee am Dienstag im ColumbiaFritz hinlegten, erinnerte eher an einen Vortragsabend von Meisterschülern und dauerte alles in allem noch nicht einmal eine Übungsstunde lang.

Dabei war das Publikum definitiv zur Ekstase bereit und im Zuge jener Anfangseuphorie kam auch der erste Song ganz schön ins Rollen. Nach „Red Morning Light“ hatte man sich in den vorderen Reihen begeistert eingesprungen und die Frisur gelüftet, wenn auch die durchschnittliche Haarlänge beim Berliner Fanblock lange nicht an die von der Band vorgegebene Zehn-Zentimeter-Marke heranreichte. Umso peinlicher, dass Frontbruder Caleb Followill die ganzen zwölf kurzen Songs über nicht allein damit beschäftigt war, permanent seine Gitarre zu checken, sondern immer wieder seine Mähne zurechtzupfte.

Irgendwie lief da was schief bei diesem Testlauf von einem richtigen „Kings Of Leon“-Konzert, hatte man den Eindruck, obwohl sie ihr großartiges Album durchaus mit dem richtigen Tempo und Rhythmusgefühl runterschrammelten. Doch konnte sich der einzig wahre Rocker auf der Bühne, Bruder Jared am Bass, mit seinen 16 Jahren noch so charmant und energisch ins Zeug legen, die potenzierte Energie, die von der Bühne ausging, wollte einfach nicht recht in die Beine gehen. Erst bei „California Waiting“ putschte sich das Publikum noch einmal hoch. Auf dem Heimweg schließlich die totale Ernüchterung: Die röhrende Schar von Motörhead-Fans, die mit hochroten Köpfen und klitschnassen Haaren zeitgleich den U-Bahnhof stürmt, machte mehr als neidisch. PAMELA JAHN

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen