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Dröhnende Metropole

„Seid doch nicht so konservativ“: Warum ausgerechnet die CDU ein DTM-Stadtrennen für Hamburg fordert

Hamburg taz ■ Die Hamburger CDU hat in der vergangenen Woche beschlossen, sich für ein Rennen der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) in der Hansestadt einzusetzen. Allein: Der Beschluss wird wenig nutzen, das Ansinnen wird im Politgetriebe untergehen. Warum, zeigt ein Blick hinter die Partei-Kulissen.

Bürgerhaus Wilhelmsburg, Tagung des CDU-Landesausschusses: Tim Schmuckall, BWL-Student und Nachwuchs-Multifunktionär – er firmiert unter anderem als Kreisvorsitzender der Jungen Union (JU) in Altona und als Internetbeauftragter der CDU Ottensen – nimmt sich ein Herz und fordert die Delegierten dazu auf, sich für ein „Stadtrennen“ der DTM in Hamburg auszusprechen und den CDU-regierten Senat aufzufordern, eine geeignete Strecke zur Verfügung zu stellen.

Da die DTM, so doziert die JU in ihrer Begründung, „eines der wichtigsten und populärsten Autorennen in Deutschland“ sei, hätte „eine Austragung in Hamburg zur Folge, dass viele nationale und internationale Medien mehrere Tage aus und von Hamburg berichten“. Herausspringen würde für Hamburg „als Weltmetropole“ nicht nur ein „enormer Imagegewinn“, sondern für die Gastronomie „Mehreinnahmen in Höhe von zehn Millionen Euro“ und für Hotellerie und Einzelhandel „jeweils vier Millionen Euro zusätzlich“. „Ich bitte euch, seid nicht so konservativ – und stimmt diesem Antrag zu“, beendet Schmuckall sein flammendes Plädoyer.

Klaus-Peter Hesse kontert trocken. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, selbst fast noch im JU-Alter, muss dem „lieben Tim“ leider mitteilen, dass „so ein Rennen bei uns in der Stadt nicht durchführbar ist“. Die in Frage kommenden Straßen würden für den Güter -und Individualverkehr gebraucht, bei einem Scheitern des Projekts drohe Hamburg ein „Imageverlust“, und rechtlich stehe ein solches Ansinnen sowieso „auf tönernen Füßen“, argumentiert Hesse und bittet „dringend“ darum, den Antrag nicht anzunehmen.

Die Abstimmung endet übrigens messerscharf mit 75:74 zugunsten der JU. Auch egal. jox

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