: Allein im Urlaub
Wie fühlt sich das an? Es gibt Phasen im Leben, da muss man „einfach mal raus“. So landete ich in diesem hässlichen Mittelklassehotel in Praia da Rocha an der Algarve. Bei meiner Ankunft fühlte ich mich durch den Empfangschef diskriminiert: Er schaute immer rechts an mir vorbei. So als erwarte er, dass jeden Moment jemand an meiner Seite erscheinen müsste. Das geschah nicht, weshalb er sich irgendwann dazu herabließ, mir meinen Zimmerschlüssel auszuhändigen. Ich hatte Zeit für mich gewollt und jetzt reichlich davon. Was also tun? Bücher lesen, Mitreisende beobachten, rumlaufen. In Menschenmengen fällt der Einsame nicht weiter auf. Unbehaglich sind die Momente beim Frühstück und Abendessen. Wenn das Tuscheln der Tischnachbarn unüberhörbar wurde, glühte das Stigma des Einzelgängers auf meiner Stirn immer heller. Peinlich wurde es einmal, als jemand meinte, er müsste mir aus Mitleid Gesellschaft leisten.Warum sollte man das tun? Wer allein reist, ist einfach viel offener. Für das Land, die Menschen und auch seine eigenen Wünsche.Fazit: Allein reisen ist inzwischen so unkompliziert, dass man sich nicht allein gelassen fühlen muss. LÜN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
