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Der 38. Versuch geht ins zweite Jahr

Seit dem 8. Dezember 2003 gibt es die tägliche taz nrw köln. Ob das ein Grund zum Feiern ist, klären Kölner Kabarettisten und Journalisten bei der Geburtstagsfete, die am Samstag im Kölner Stadtgarten steigt

KÖLN taz ■ Schon viele haben versucht, das Kölner Quasimonopol des Medienriesen M. DuMont Schauberg aufzubrechen: Es gab das Kölner Volksblatt, die Kölner Woche und zuletzt auch noch 20 Minuten. Der Stadthistoriker Martin Stankowski weiß von mindestens 37 gescheiterten Anläufen, eine unabhängige Tageszeitung für Köln zu machen. Warum er überzeugt ist, dass der 38. Versuch in Gestalt der taz nrw köln gelingt, wird er bei der taz-Geburtstagsparty an diesem Samstag im Kölner Stadtgarten erklären.

Alles begann im Jahre 2000. Nach drei Nullnummern war es am 4. Mai endlich so weit: Die erste reguläre Ausgabe der taz nrw köln erblickte das Licht der Welt. Entstanden ist die legendäre Nummer 1 mit der Schlagzeile „Ossendorfer Klüngeleum“ im Wohnzimmer des damaligen Redaktionsleiters und heutigen NRW-Korrespondenten Pascal Beucker. Denn die frisch angemieteten Büroräume in der Pipinstraße waren noch nicht eingerichtet. „Weil aber die WDR-Lokalzeit vorbeikommen wollte, haben wir die Computer schon mal provisorisch aufgestellt und für die Kameras so getan, als ob wir Zeitung machten“, erinnert sich Beucker.

Jedenfalls gab es fortan jeden Donnerstag einen taz-Regionalteil: zunächst mit vier Seiten Köln und vier Seiten NRW, ab Februar 2002 dann mit drei Kölner und einer NRW-Seite – was natürlich eine reine Geldfrage war. „Eine Ausgabe mit acht Seiten konnten wir nur noch machen, wenn wir viele Anzeigen hatten“, erklärt Beucker.

Trotz diverser Abspeckmaßnahmen wurde es im Sommer 2003 noch einmal richtig eng für die tazzlerInnen. Allen war klar: „Ganz oder gar nicht“ – entweder eine tägliche taz nrw köln oder das Ende des Projekts. Doch das hieß eben, dass mehr Geld investiert werden musste. Und würde die taz genug Geldgeber für dieses waghalsige Unternehmen finden?

Anfang Dezember 2003 wurde das Unmögliche Wirklichkeit: Mit einem Startkapital von 1,2 Millionen Euro wurde die taz Entwicklungs KG gegründet, am 8. Dezember erschien die erste tägliche Ausgabe der taz köln nrw. Köln hat seitdem tatsächlich eine unabhängige lokale Tageszeitung. Das Einjährige wird am Samstag gefeiert.

Was hat es auf sich mit dem geradezu sagenumwobenen Zusammenhang zwischen Presse und Klüngel in der Domstadt? taz-köln-Kolumnist Heinrich Pachl wird es erklären, Jürgen Becker wirft dazu noch einen kabarettistischen Blick auf die Kölner Zeitungslandschaft. Hat die taz hier etwas verändert? Eine Blattkritik der besonderen Art liefert taz-köln-Kolumnist Wilfried Schmickler, der die journalistische Arbeit der Kölner tazzlerInnen unter die Lupe nimmt. Und der dritte Kolumnist Christian Gottschalk kreiert eigens für diesen Anlass eine Geburtstagskolumne. Na, denn..

Susanne Gannott

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