: „Wir können in Zukunft selbst entscheiden“
Im Gegensatz zu anderen wechselt die Kita Dresdener Straße zum neuen Jahr in freie Trägerschaft. Leiterin Gerda Wunschel sieht Vorteile: Künftige Mitarbeiterinnen können selbst ausgesucht, eigene Konzepte umgesetzt werden
taz: Frau Wunschel, Ihre Kita wird zum Jahresanfang an einen freien Träger übertragen. Haben Sie Glück gehabt, dass das so schnell ging?
Gerda Wunschel: Ja, das war Glück. Wir haben uns seit einem Jahr darauf vorbereitet und an der Entwicklung unseres Konzepts gearbeitet. Das alles lief relativ problemlos.
Was ist der Vorteil bei einem freien Träger?
Zum einen können wir unser Personal entsprechend unserem pädagogischen Konzept auswählen. Das ist im öffentlichen Dienst und vor allem durch den Überhangpool nicht möglich. Gerade weil wir zum Beispiel viele Migrantenkinder haben, ist für uns muttersprachliches Personal ganz wichtig. Dazu kommt, dass wir in Zukunft selbst entscheiden können, wofür wir die knappen Gelder ausgeben. Und so vielleicht auch mal Geld ein Jahr lang zurücklegen können. Wichtig ist aber auch, dass wir mit dem neuen Träger unsere Qualität besser halten und entwickeln können. Zum Beispiel andere Öffnungszeiten anzubieten oder eigene pädagogische Ansätze zu entwickeln.
Wo liegen die Nachteile?
Bei den kommunalen Kitas gibt es jetzt erst mal eine Arbeitsplatzsicherheit bis 2009 und die Bezahlung nach BAT. Das übernimmt unser Träger auch, aber das machen nicht alle. Deshalb muss man sich die Träger auch sehr genau anschauen, bevor man sich für einen entscheidet.
Was ändert sich für die Eltern?
Eigentlich gar nichts. Die Kosten bleiben die gleichen wie bei kommunalen Kitas, die Beiträge werden weiterhin an den Bezirk gezahlt. In unserem Fall haben die Eltern wiederum nur den Vorteil, dass sie künftig über den so genannten Kita-Rat mehr Mitbestimmungsrechte bekommen.
Was passiert in dem Fall, dass der Träger Pleite geht?
Der Träger kann eigentlich nicht Pleite gehen – es sei denn, es kommt zu extremer Misswirtschaft. Denn die Finanzierung ist ja durch den Senat und die Elternbeiträge fast komplett abgedeckt. Die Drittmittel, die der Träger selbst aufbringen muss, liegen lediglich bei neun Prozent. Da ist die Gefahr größer, dass der Senat seine Beiträge weiter kürzt und wir deshalb weniger Geld bekommen.
Und was ändert sich bei den Erzieherinnen?
Die bekommen einen Träger, der unbürokratisch arbeitet. Das bedeutet, dass sie mehr unterstützt, aber auch mehr gefordert werden. Dazu gehören auch regelmäßige Fortbildungen.
Klingt alles fast zu schön, um wahr zu sein.
Ja, aber das ist es auch.
INTERVIEW: SUSANNE AMANN
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