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Der Wald soll jünger werden

Das Landwirtschaftsministerium legt einen Referentenentwurf für ein Bundeswaldgesetz vor: Es sieht mehr natürliche Verjüngung im Wald und weniger Zucht vor. Umweltschützer klatschen Beifall. Ihre Kritik: Wild und Jägerlobby haben Schonzeit

VON BERNHARD PÖTTER

Die Bundesregierung macht einen neuen Anlauf, um den deutschen Wald naturverträglich umzugestalten. Zwischen den Ministerien kursiert derzeit der Referentenentwurf für ein neues Bundeswaldgesetz, das vom Landwirtschaftsministerium vorgelegt wurde. Kern des Gesetzes sind neue „Prinzipien einer nachhaltigen Bewirtschaftung“.

Kahlschläge sollen demnach verboten werden, ebenso wie der Einsatz von chemischen Stoffen oder schweren Maschinen. Die Verjüngung des Waldes soll sich nach dem Gesetz hauptsächlich durch natürliche Aussaat vollziehen, und der Mischwald soll gefördert werden. Und das neue Gesetz soll auch den internationalen Urwald schützen: Künftig will man Besitz und Vermarktung von illegal geschlagenem Holz in Deutschland verbieten. Das bestätigte das Agrarministerium auf Anfrage der taz.

Der Vorschlag zu einer Neuregelung der Waldpolitik kommt knapp einen Monat nach der offiziellen Vorstellung des verheerenden Waldzustandsberichts 2004, der weitaus größere Schäden im Wald dokumentierte als allgemein angenommen. Auf einem heiß umkämpften Feld der Forstpolitik bleibt es allerdings erst einmal ruhig: Einen Vorschlag für ein neues Bundesjagdgesetz gibt es derzeit nicht. Umweltschützer fordern schon lange, den Bestand an Rehen und Hirschen deutlich zu verringern, um dem Wald zu helfen.

Bereits im Frühjahr 2004 hatte das Landwirtschaftsministerium ein „Eckpunktepapier“ vorgestellt, in dem Anforderungen an eine zukünftige Waldpolitik beschrieben wurden. Dabei geht es um eine Änderung der Bewirtschaftung durch private und staatliche Waldbesitzer. Um zu einem naturnahen Wald zu kommen, so fordern Umweltschützer und Künast-Ministerium, gebe es zwei wichtige Bedingungen: Weg von der „Plantagenwirtschaft“, die Bäume in der Baumschule aufzieht und dann pflanzt – hin zur Verjüngung des Waldes durch natürliche Aussaat. Und zweitens: Runter mit den Beständen an Schalenwild. Denn die Rehe und Hirsche knabbern den Nachwuchs im Wald weg.

„Plantagenwirtschaft und Wildverbiss – jedes dieser Probleme allein reicht aus, den Wald auf Dauer zu ruinieren“, sagt Helmut Klein, Waldexperte des BUND. Es gehe nicht darum, überall Mischwald zu pflanzen, sondern die natürliche Waldform wieder herzustellen: „In einem traditionellen Buchenwald muss man nicht noch andere Bäume pflanzen, nur um die Artenvielfalt zu erhöhen.“ Der Referententwurf des Waldgesetzes geht für Klein in die richtige Richtung – doch ohne eine Regelung bei der Jagd sei er wertlos. „Es ist nur ein kleiner Teil der Jäger, die nur einen ganz kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen, die hier für ihr Hobby dem Wald schaden, weil sie gern viel Wild vor der Flinte haben“, so Klein. Nach seinen Schätzungen gibt es in 90 Prozent der deutschen Waldgebiete zu viel Wild. Ohnehin ist der Bund nur für die Rahmenkompetenz zuständig. „Aber je weiter diese Verantwortung delegiert wird, an die Länder und Landkreise, desto stärker wird der Einfluss dieser Jagdlobby“, hat Klein beobachtet.

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