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Der WochenendkrimiBodenseeständig

„Tatort: Die Spieler“, So, 20.15 Uhr, ARD

Bohemiens am Bodensee muss man sich als traurige Erscheinungen vorstellen. Sie sitzen in aufgeräumten Villen, starren aufs Schwäbische Meer und träumen von New York. Wenn sie sich dazu aufraffen, Kunst zu produzieren, kommen dabei wohl Veranstaltungen raus, wie sie der SWR-Tatort „Die Spieler“ zeigt: Da philosofaselt ein ältliches Aktions-Girlie (Ingeborg Westphal) von der „Stagnation als vierter Dimension der Bewegung“, während durch die marode Industrieanlagenkulisse digitale Schriftbänder flackern. Bei der derart in Szene gesetzten Vernissage laufen die Fäden zu den Untersuchungen in einem Mordfall zusammen – einem Mordfall, der sich in Anbetracht des Episodentitels wenig überraschend als monströses Spiel entpuppt. Doch so wie dem Täter am Ende die Spielführung entgleitet, so haben auch Fred Breinersdorfer (Buch) und Michael Verhoeven (Regie) offenbar irgendwann den Überblick über den Plot verloren.

Im heillosen Durcheinander aus Film-noir-Versatzstücken (Frauen mit wechselnden Haarfarben) und retrofuturistischen Deko-Elementen (überall flirren TV-Bildschirme) verliert sich die narrative Stoßrichtung. Dass Verhoeven schon mal 1969 mit Ermittlerinnendarstellerin Eva Mattes höchst effizient zusammenarbeitete, hilft wenig. Damals hatte die Aufführung ihrer Antivietnamkriegsparabel „O. K.“ zum Abbruch der Berlinale geführt. Die Revoluzzer sind ruhiger geworden. Was nicht schlimm ist: Wenn sich Mattes als Kommissarin Blum wie auch in dieser Folge sanft-trunken im Salsa-Rhythmus wiegt, wird der melancholische Tonfall erzeugt, der dem Tatort am Schwäbischen Meer so gut steht. New-Wave-Gezicke braucht hier niemand. CHRISTIAN BUSS

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